Ausgerechnet zum
25-Jahr-Jubiläum musste im Winter zuvor auf einem
Ausweichgelände an der Europastraße gespielt werden. Nun ist die
Familie Probst mit ihrer rot-gelben Zeltstadt auf den
angestammten, in der Zwischenzeit sanierten Platz im Revierpark
Nienhausen zurückgekehrt. Immer wieder eindrucksvoll ist das
liebevoll weihnachtlich dekorierte Vorzelt. Dort werden
vielfältige Speisen und Getränke angeboten.
Opening, Patrick Krahe und
Lily
Zu Beginn der Vorstellung hängt
über der Manege eine Ringtraverse, an der eine Leinwand
befestigt ist. So können die Zuschauer ringsum die wunderbaren
Bilder verfolgen, die darauf projiziert werden. Sie sollen das
Leben in all seiner Schönheit und Fülle zeigen. Atemberaubende
Aufnahmen aus Natur und Landschaft sind zu sehen, auch aus dem
Ruhrgebiet, zu dem Gelsenkirchen gehört. Die Video-Reise endet
beim Chapiteau des Circus Probst im Revierpark. Flugs wird die
Leinwand entfernt, und es entspinnt sich ein großes
Eröffnungsbild mit dem gesamten Ensemble. Außer den Artisten und
Tierlehrern gehören auch Clown RiCo, die Moderatoren und Sänger
Patrick Krahe und Lily sowie das zehnköpfige Ballett dazu,
bestehend aus acht Damen und zwei Herren. Außer Profitänzerinnen
wirkt auch Stephanie Probst in diesem Ensemble mit. Im Verlauf
des Programms gefallen die abwechslungsreichen Choreographien,
in denen die Compagnie mehrfach zwischen Logen und Tribüne
hindurch eilt und im Wechsel zwischen Tanz in der Manege und im
Zuschauereingang besonders dynamische, temporeiche,
raumgreifende Bilder schafft. Unbedingt gewürdigt werden müssen
natürlich auch das hauseigene Orchester unter der Leitung von
Yuri Rebenok sowie das aufwendige Lichtdesign von Andreas
Probst.
Duo Vertigo, RiCo, Trio
Palmer
Die beiden jungen Ukrainerinnen
des Duo Vertigo überzeugen mit ihrer Luftakrobatik an zwei roten
Strapatenschlaufen. Mal arbeiten sie in ihren schwarz-roten
Kostümen synchron, mal zeigen sie gemeinsam anspruchsvolle
Figuren. Diese erfordern sowohl Kraft als auch Beweglichkeit.
Ein äußerst sympathischer Begleiter durchs Programm ist der
polnische Clown RiCo. Zunächst untererhält er uns mit komischen
Zaubereien. Mit Hasenohren auf dem Kopf und Puschelschwanz am
Frack werden Ringe auf magische Weise ver- und entkettet. Als
dem männlichen „Bunny“ die Hose abhandenkommt, steht er in
Boxershorts und Socken mit Karotten-Motiv da. Dann lässt er
passend zur Kostümierung Exemplare des Gemüses verschwinden.
Schlussendlich fallen aus einer scheinbar leeren Kiste zahllose
Möhren heraus. Es muss nicht immer die Siebener-Pyramide sein: Jhon
und Leonardo Palmer sowie Lili Rodriguez-Herpst begeistern auf
dem Hochseil auch im Trio, dies mit einer idealen Mixtur aus
starker Leistung und mitreißender Präsentation. Zum Repertoire
gehören unter anderem Zwei-Personen-Hoch, Fahrradfahrt, Sprung
über Partnerin und Partner, Seilspringen und die
Drei-Personen-Pyramide.
Ballett, Stephanie Probst
und Gerd Koch
Immer wieder wird auf das Motto
„Power of Life“ Bezug genommen. Und so fordert uns Moderatorin
Lily auf, uns auch an den kleinen Dingen zu erfreuen. Es folgt
eine schöne Tanzszene des Balletts, bei dem sich sechs Damen und
zwei Herren letztlich zu einem Stern mit vier Spitzen formieren.
Damit ist auch zur großen Pferdefreiheit übergeleitet, die
Juniorchefin Stephanie Probst in diesem Winter auf elegante
Weise gemeinsam mit Gerd Koch präsentiert. Sie zunächst in einem
Traum von schwarz-weißem Kleid, er dazu passend in schwarzer
Hose, Rüschenhemd und Weste, so dirigieren beide sechs Schimmel
und drei Friesen, unter anderem zu Gegenlauf und Pirouetten. Es
folgen weitere Lauffiguren mit dem Sextett Schimmel, rasante
Solo-Steiger und zwei knicksende Pferde zum Abschluss. Wiederum
kommt nun das Ballett zum Einsatz. In einem traumschönen Bild
werden zu Live-Gesang weiße Friedensfahnen geschwungen. Weniger
friedlich geht es in RiCos verrückter Küche zu – wenn hier das
Logenpublikum mit spritzendem Wasser, fliegenden Spaghetti sowie
glibberiger Teig-Pampe „bedroht“ wird und letztlich eine
Sahnetorte in seinem eigenen Gesicht landet, bleibt kein Auge
trocken.
Gerd und Marietta Koch,
Duo Hasan, Avant ta peau
Zu einem fröhlichen
Weihnachtsmedley entführen uns Gerd und Marietta Koch mit Hunden
und Papageien in eine wunderbare Tierwelt. Die Vierbeiner
springen beispielsweise über Fahnen, Hürden und durch Reifen.
Ein Kakadu fliegt durch einen gehaltenen Ring wie auch durch
einen papierbespannten Reifen; ein farbenprächtiger Ara hält
sich mit dem Schnabel an einem Ring und trägt mit den Krallen
einen Reifen, auf dem der Kakadu Platz nimmt. Auch Freiflüge
gehören zu dieser schönen Nummer. „Jeder begibt sich auf seine
eigene Reise – manchmal fallen und straucheln wir, manchmal
wachsen wir über uns hinaus und erleben den einen, strahlenden
Moment“, heißt es in der Überleitung zu nächsten Darbietung. Für
das Duo Hasan, ein junger Mann mit seiner Partnerin aus Belarus
und der Ukraine, trifft offenkundig letzteres zu. Zum live
gesungenen „One Moment in Time“ und inmitten der Ballettdamen,
die Kerzen hereinbringen, zelebrieren beide ihre
Adagio-Akrobatik mit anspruchsvollen Hebe- und auch Wurffiguren.
Nun wechselt die romantische Szenerie wieder zum Feurigen, die
acht Tänzerinnen in goldfarbenen Kostümen bringen die
Hula-Hoop-Reifen für den weiblichen Teil des Duos „Avant ta peau“
herein. Zunächst lässt die Artistin bis zu fünf Reifen um Arme,
Beine und Körper kreisen; später rotieren eine Vielzahl davon um
ihren Rumpf, während sie sich an einer Handschlaufe in die Höhe
ziehen lässt. Nochmal mehr Reifen sind es, die sie zurück am
Boden in Bewegung bringt.
Jhon Palmer, Gerd Koch
In der Pause wird das Todesrad
aufgebaut. Jhon und Leonardo Palmer
machen bei ihrer Darbietung auf diesem Requisit zu Beginn des
zweiten Programmteils mächtig Stimmung. Außer dem Verkauf stimmt
auch die Leistung. Blindlauf, Seilspringen
und hohe Sprünge gehören zu ihrem Repertoire. Mit
südamerikanischem Tanz in den Treppen-Aufgängen und gesanglicher
Begleitung wird der Abbau passend überbrückt. Nun spricht der
Begleittext der Show von der „atemberaubenden Vielfalt der
Lebewesen in der Savanne, die hier gemeinsam leben.“ Und auch in
der Manege dürfen wir uns nun an tierischer Diversität erfreuen
– Gerd Koch präsentiert Kamel und Dromedar, Lamas, zwei schwere
Kaltblutpferde und Rinder in einem großen Tableau. Nachdem
Elefanten und Raubtiere quasi allerorts aus den Manegen
verschwunden sind und sich Dressuren meist auf Pferde und
Kleintiere beschränken, erscheint uns diese Darbietung als
echte, willkommen, fast schon ersehnte Wohltat.
Duo Avant ta peau, Truppe
Azivov, Truppe Maximo Luftmann
„Liebe lässt sich nicht
besitzen“, weiß nun die Moderation. Mehr lustig als wirklich
romantisch wird es jedoch bei RiCos Variante des Romeo-Entrees,
bei dem Herren aus dem Publikum ihr kleines Liebes-Wunder
erfahren. Dann doch noch eine echte Lovestory: Das Duo „Avant ta
peau“ beeindruckt zur gefühlvollen Ballade „Je suis malade“ mit
seinen gefahrvollen Posen an den Strapaten, mit Wirbeln und
gegenseitigem Umkreisen. Mit Hochleistung geht es weiter bei der
vierköpfigen Truppe Azizov auf dem russischen Barren.
Vielfältige Sprünge, Pirouetten und Salti bis hin zum Dreifachen
werden sicher und ohne Hilfestellung ausgeführt.
„Geboren um zu leben“ von Unheilig, live gesungen von
Patrick Krahe, wird anschließend zu einem starken Statement für Frieden auf der
Welt – wo sollte dies passender sein als im Circus, in dem
Menschen aus vielerlei Nationen gemeinsam leben und arbeiten? Im
ersten Teil des Songs schwebt eine Tänzerin unter der
Circuskuppel; von ihrem Kostüm hängen weiße Stoffbahnen weg, mit
denen sie von den weiteren Tänzerinnen gedreht wird. Es entsteht
das Bild eines Karussells. Gegen Ende des Liedes werden noch
Aufnahmen eines Kinderchores beigemischt, das Publikum darf
mitsingen. Nochmals ein Stimmungswechsel, denn nun rasen die
Hasardeure der Truppe Maximo Luftmann auf ihren Motorrädern eine
Schanze im Zuschauereingang hinauf und landen nach hochriskanten
Manövern in der Luft auf einer Rampe vor dem Artisteneingang.
Den legendären Backflip inklusive. Damit hat die Familie Probst
erstmals diese ganz besondere Attraktion in eines ihrer Programm
geholt. |