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Gelsenkirchener Weihnachtscircus 2023/24
www.gelsenkirchener-weihnachtscircus.de ; 161 Showfotos

Gelsenkirchen, 29. Dezember 2023: Ganz große Gefühle im Revierpark Nienhausen! Der 26. Gelsenkirchener Weihnachtscircus der Familie Brigitte und Reinhard Probst feiert unter der Regie und Choreographie von Anett Simmen die Schönheit des Lebens. Die Produktion „The Power of Life“ bietet in einem einzigen Fluss klassischen Circus mit vielen Tieren, starken artistischen Leistungen sowie einem tollen Clown und schafft zugleich wunderschöne, emotionale Bilder mit der zehnköpfigen Probst Dance Crew. Sängerin, Sänger und Orchester sorgen für den musikalischen Genuss.

Ausgerechnet zum 25-Jahr-Jubiläum musste im Winter zuvor auf einem Ausweichgelände an der Europastraße gespielt werden. Nun ist die Familie Probst mit ihrer rot-gelben Zeltstadt auf den angestammten, in der Zwischenzeit sanierten Platz im Revierpark Nienhausen zurückgekehrt. Immer wieder eindrucksvoll ist das liebevoll weihnachtlich dekorierte Vorzelt. Dort werden vielfältige Speisen und Getränke angeboten.


Opening, Patrick Krahe und Lily

Zu Beginn der Vorstellung hängt über der Manege eine Ringtraverse, an der eine Leinwand befestigt ist. So können die Zuschauer ringsum die wunderbaren Bilder verfolgen, die darauf projiziert werden. Sie sollen das Leben in all seiner Schönheit und Fülle zeigen. Atemberaubende Aufnahmen aus Natur und Landschaft sind zu sehen, auch aus dem Ruhrgebiet, zu dem Gelsenkirchen gehört. Die Video-Reise endet beim Chapiteau des Circus Probst im Revierpark. Flugs wird die Leinwand entfernt, und es entspinnt sich ein großes Eröffnungsbild mit dem gesamten Ensemble. Außer den Artisten und Tierlehrern gehören auch Clown RiCo, die Moderatoren und Sänger Patrick Krahe und Lily sowie das zehnköpfige Ballett dazu, bestehend aus acht Damen und zwei Herren. Außer Profitänzerinnen wirkt auch Stephanie Probst in diesem Ensemble mit. Im Verlauf des Programms gefallen die abwechslungsreichen Choreographien, in denen die Compagnie mehrfach zwischen Logen und Tribüne hindurch eilt und im Wechsel zwischen Tanz in der Manege und im Zuschauereingang besonders dynamische, temporeiche, raumgreifende Bilder schafft. Unbedingt gewürdigt werden müssen natürlich auch das hauseigene Orchester unter der Leitung von Yuri Rebenok sowie das aufwendige Lichtdesign von Andreas Probst.


Duo Vertigo, RiCo, Trio Palmer

Die beiden jungen Ukrainerinnen des Duo Vertigo überzeugen mit ihrer Luftakrobatik an zwei roten Strapatenschlaufen. Mal arbeiten sie in ihren schwarz-roten Kostümen synchron, mal zeigen sie gemeinsam anspruchsvolle Figuren. Diese erfordern sowohl Kraft als auch Beweglichkeit. Ein äußerst sympathischer Begleiter durchs Programm ist der polnische Clown RiCo. Zunächst untererhält er uns mit komischen Zaubereien. Mit Hasenohren auf dem Kopf und Puschelschwanz am Frack werden Ringe auf magische Weise ver- und entkettet. Als dem männlichen „Bunny“ die Hose abhandenkommt, steht er in Boxershorts und Socken mit Karotten-Motiv da. Dann lässt er passend zur Kostümierung Exemplare des Gemüses verschwinden. Schlussendlich fallen aus einer scheinbar leeren Kiste zahllose Möhren heraus. Es muss nicht immer die Siebener-Pyramide sein: Jhon und Leonardo Palmer sowie Lili Rodriguez-Herpst begeistern auf dem Hochseil auch im Trio, dies mit einer idealen Mixtur aus starker Leistung und mitreißender Präsentation. Zum Repertoire gehören unter anderem Zwei-Personen-Hoch, Fahrradfahrt, Sprung über Partnerin und Partner, Seilspringen und die Drei-Personen-Pyramide.


Ballett, Stephanie Probst und Gerd Koch

Immer wieder wird auf das Motto „Power of Life“ Bezug genommen. Und so fordert uns Moderatorin Lily auf, uns auch an den kleinen Dingen zu erfreuen. Es folgt eine schöne Tanzszene des Balletts, bei dem sich sechs Damen und zwei Herren letztlich zu einem Stern mit vier Spitzen formieren. Damit ist auch zur großen Pferdefreiheit übergeleitet, die Juniorchefin Stephanie Probst in diesem Winter auf elegante Weise gemeinsam mit Gerd Koch präsentiert. Sie zunächst in einem Traum von schwarz-weißem Kleid, er dazu passend in schwarzer Hose, Rüschenhemd und Weste, so dirigieren beide sechs Schimmel und drei Friesen, unter anderem zu Gegenlauf und Pirouetten. Es folgen weitere Lauffiguren mit dem Sextett Schimmel, rasante Solo-Steiger und zwei knicksende Pferde zum Abschluss. Wiederum kommt nun das Ballett zum Einsatz. In einem traumschönen Bild werden zu Live-Gesang weiße Friedensfahnen geschwungen. Weniger friedlich geht es in RiCos verrückter Küche zu – wenn hier das Logenpublikum mit spritzendem Wasser, fliegenden Spaghetti sowie glibberiger Teig-Pampe „bedroht“ wird und letztlich eine Sahnetorte in seinem eigenen Gesicht landet, bleibt kein Auge trocken.


Gerd und Marietta Koch, Duo Hasan, Avant ta peau

Zu einem fröhlichen Weihnachtsmedley entführen uns Gerd und Marietta Koch mit Hunden und Papageien in eine wunderbare Tierwelt. Die Vierbeiner springen beispielsweise über Fahnen, Hürden und durch Reifen. Ein Kakadu fliegt durch einen gehaltenen Ring wie auch durch einen papierbespannten Reifen; ein farbenprächtiger Ara hält sich mit dem Schnabel an einem Ring und trägt mit den Krallen einen Reifen, auf dem der Kakadu Platz nimmt. Auch Freiflüge gehören zu dieser schönen Nummer. „Jeder begibt sich auf seine eigene Reise – manchmal fallen und straucheln wir, manchmal wachsen wir über uns hinaus und erleben den einen, strahlenden Moment“, heißt es in der Überleitung zu nächsten Darbietung. Für das Duo Hasan, ein junger Mann mit seiner Partnerin aus Belarus und der Ukraine, trifft offenkundig letzteres zu. Zum live gesungenen „One Moment in Time“ und inmitten der Ballettdamen, die Kerzen hereinbringen, zelebrieren beide ihre Adagio-Akrobatik mit anspruchsvollen Hebe- und auch Wurffiguren. Nun wechselt die romantische Szenerie wieder zum Feurigen, die acht Tänzerinnen in goldfarbenen Kostümen bringen die Hula-Hoop-Reifen für den weiblichen Teil des Duos „Avant ta peau“ herein. Zunächst lässt die Artistin bis zu fünf Reifen um Arme, Beine und Körper kreisen; später rotieren eine Vielzahl davon um ihren Rumpf, während sie sich an einer Handschlaufe in die Höhe ziehen lässt. Nochmal mehr Reifen sind es, die sie zurück am Boden in Bewegung bringt.


Jhon Palmer, Gerd Koch

In der Pause wird das Todesrad aufgebaut. Jhon und Leonardo Palmer machen bei ihrer Darbietung auf diesem Requisit zu Beginn des zweiten Programmteils mächtig Stimmung. Außer dem Verkauf stimmt auch die Leistung. Blindlauf, Seilspringen und hohe Sprünge gehören zu ihrem Repertoire. Mit südamerikanischem Tanz in den Treppen-Aufgängen und gesanglicher Begleitung wird der Abbau passend überbrückt. Nun spricht der Begleittext der Show von der „atemberaubenden Vielfalt der Lebewesen in der Savanne, die hier gemeinsam leben.“ Und auch in der Manege dürfen wir uns nun an tierischer Diversität erfreuen – Gerd Koch präsentiert Kamel und Dromedar, Lamas, zwei schwere Kaltblutpferde und Rinder in einem großen Tableau. Nachdem Elefanten und Raubtiere quasi allerorts aus den Manegen verschwunden sind und sich Dressuren meist auf Pferde und Kleintiere beschränken, erscheint uns diese Darbietung als echte, willkommen, fast schon ersehnte Wohltat.


Duo Avant ta peau, Truppe Azivov, Truppe Maximo Luftmann

„Liebe lässt sich nicht besitzen“, weiß nun die Moderation. Mehr lustig als wirklich romantisch wird es jedoch bei RiCos Variante des Romeo-Entrees, bei dem Herren aus dem Publikum ihr kleines Liebes-Wunder erfahren. Dann doch noch eine echte Lovestory: Das Duo „Avant ta peau“ beeindruckt zur gefühlvollen Ballade „Je suis malade“ mit seinen gefahrvollen Posen an den Strapaten, mit Wirbeln und gegenseitigem Umkreisen. Mit Hochleistung geht es weiter bei der vierköpfigen Truppe Azizov auf dem russischen Barren. Vielfältige Sprünge, Pirouetten und Salti bis hin zum Dreifachen werden sicher und ohne Hilfestellung ausgeführt. „Geboren um zu leben“ von Unheilig, live gesungen von Patrick Krahe,  wird anschließend zu einem starken Statement für Frieden auf der Welt – wo sollte dies passender sein als im Circus, in dem Menschen aus vielerlei Nationen gemeinsam leben und arbeiten? Im ersten Teil des Songs schwebt eine Tänzerin unter der Circuskuppel; von ihrem Kostüm hängen weiße Stoffbahnen weg, mit denen sie von den weiteren Tänzerinnen gedreht wird. Es entsteht das Bild eines Karussells. Gegen Ende des Liedes werden noch Aufnahmen eines Kinderchores beigemischt, das Publikum darf mitsingen. Nochmals ein Stimmungswechsel, denn nun rasen die Hasardeure der Truppe Maximo Luftmann auf ihren Motorrädern eine Schanze im Zuschauereingang hinauf und landen nach hochriskanten Manövern in der Luft auf einer Rampe vor dem Artisteneingang. Den legendären Backflip inklusive. Damit hat die Familie Probst erstmals diese ganz besondere Attraktion in eines ihrer Programm geholt.

Die Mischung aus traditionellem Circus mit Tieren, Clown und Akrobaten sowie Revue-Elementen mit großen, intensiven Bildern aus der Kreativschmiede von Anett Simmen ist zum Niederknien schön. Standing Ovations gibt es natürlich trotzdem, im großen Finale mit dem gesamten Ensemble dieser Produktion, die uns tief im Herzen berührt hat wie kaum eine andere im Winter 2023/24.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll