Mittlerweile gibt es eine
Nachfolge-Produktion, und im Sommer startet gar ein dritter
Ableger.
Das Original ist nun also erstmals in
Deutschland, genauer in Köln zu Gast. In der Organisation von
deutschen Veranstaltungsfachleuten unterstützt, wurde das „Cabaret-Zelt“
unweit der Messe in der Domstadt errichtet. Einige Auflieger und
Container gruppieren sich um den weißen Vier-Master und das
passende Vorzelt. Große Motiv-Banner im Frontbereich lassen den
ansonsten eher nüchternen Anblick vergessen. Ähnliches gilt für
das Innere des Vorzeltes. Auch hier zieren Impressionen der
Darsteller die Zeltwände; daneben gibt es zwei Bars, eine
Fotowand für gemeinsame Erinnerungsselfies mit den Darstellern
und ein DJ-Pult, untergebracht in einem großen, stilisierten
Kussmund.
Frontalbühne im Hauptzelt
Ein eben solcher ist auch der zentrale
Blickfang auf der frontalen Bühne im Hauptzelt. Links und rechts
umgeben von zwei Showtreppen, wird der Eindruck eines Clubs oder
Cabarets vermittelt. Dazu gehört auch, dass die
zahlungswilligeren Zuschauer an kleinen Tischen Platz nehmen und
dort auch während der Show bedient werden. Wer bei durchaus
stolzen Preisen weniger ausgeben möchte, dem steht ein bequemes
Schalensitzgradin zur Auswahl. Auch die Lichtanlage – mit vielen
Moving Heads oberhalb der Bühne – sowie die zum Teil sehr
laute Musik tragen der Club-Atmosphäre Rechnung.
Tom Gerhardt
Die skurrile, aber nicht zwingend
notwendige Rahmung der eigentlichen Show liefert eine
Liebesgeschichte zwischen der lebenden Ratte Ramona und dem
menschlichen „Master of Ceremonie“. Für diese Rolle konnte
speziell für das Köln-Gastspiel der bekannte Komiker und
Schauspieler Tom Gerhardt gewonnen werden. Mit sichtlichem
Enthusiasmus ist er bei der Sache. Er erzählt von seiner Liebe
zur Ratte, von Problemen mit der „Schwieger-Ratte“ sowie von
Ramona verordneten Rohkostdiäten, die zunächst zum Streit und
dann zur großen Versöhnung führen. Man kann sich auf diese
Liebesgeschichte einlassen oder auch nicht; aber mit seinen
Anekdoten versteht es Gerhardt, das Publikum zum Lachen zu
bringen. Nicht alle seine Sprüche sind witzig, die meisten unter
der Gürtellinie, und manchmal sind sie gar mit politischen
Spitzen garniert. Somit sind sie im Rahmen dieser Show, die sich
an ein Publikum ab 16 Jahren richtet, durchaus passend.
Insgesamt macht Gerhardt eine gute Figur in einem ansonsten seit
Jahren zusammenarbeitenden Ensemble und gibt der Show den
nötigen Lokalkolorit.
Singende Butler
Neben Gerhard und der Ratte Ramona tummeln
sich in „The Hole“ noch weitere Figuranten. Da sind
beispielsweise die Dame des Hauses, die tatöwierte
Burlesque-Tänzerin Vinila von Bismarck, sowie Ignacio Sánchez,
der in in seiner Rolle als Pony Loco einem Tarzan im
Lendenschurz ähnelt. In Auszieh-Duellen zeigen sie ihre
tänzerischen und akrobatischen Fähigkeiten. Es verwundert nicht,
dass er dabei stets weiter geht als sie. Wenn er sich dann dabei
aber mit seinem Körper an den Zuschauern reibt, mag die Grenze
für manchen überschritten sein. Das gilt auch für jene Sequenz,
in der Gerhardt auf der Suche nach seiner geliebten Ratte das
Gesäß eines männlichen Gastes „untersuchen“ lässt. Ästhetischer
ist da schon der Burlesque-Tanz von Vinila von Bismarck, ganz im
Dunkeln und den eigenen Körper nur mit fluoreszierenden Farben
sichtbar gemacht. Ebenso zum Stammpersonal gehören auch der
„Rote Ball“ Julio Bellido sowie die „singenden Butler“ Arnau
Lobo, Carlos Valledor, Toni Vallés und Edgar López. Gerade
letzere garantieren mit ihrem Gesang für reichlich Stimmung bei
den Gästen.
Neben
bekannten Evergreens hat das Quartett speziell auch deutsche
Songs bis hin zum Kassenschlager „Viva Colonia“ einstudiert.
Supergirls, Peres Brothers,
Dylia
Darüberhinaus
bietet „The Hole“ auch überraschend starke Artistik. Während bei
„Super Gold“ alias Charlie Placais kraftvolle Tricks an den
Strapaten dominieren, zeigen die „Supergirls“ Aranzazu Fernández
und Mónica Riba gefühlvolle Partnertricks, aber auch riskante
Abfaller am gleichen Requisit. Dilorom Abdulaeva beweist als „Dylia“,
dass auch vollschlanke Artistinnen ihre Beweglichkeit am
Luftring demonstrieren können und ihren berechtigten Platz in
einer körperbetonten Show haben. Nicht namentlich genannt ist
eine Künstlerin, die an zwei Pole-Stangen inmitten der Zuschauer
ihre Figuren präsentiert. Beeindruckend sind die schnellen
Pirouetten am oberen Ende der Stange, die im schummrigen Licht
tolle Eindrücke liefern. Mit der Hebe- und Partnerakrobatik von
Ivan und Adans Lopez Peres wartet man gar mit ganz großen Namen
der Artistenbranche auf. Die beiden Brüder werden einmal mehr ihrem
Ruf gerecht und beeindrucken das Publikum mit ihrem Muskelspiel.
Das Duo Flash, Yefrem Bitkine und Vevgeny Dashkivskyy, sorgt
schließlich dank ihrer Kaskaden – und begleitet vom tanzenden
Ensemble – für ein mitreißendes Finale der Show. |