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Varieté unter Sternen - Dreieich 2025
www.burgfestspiele-dreieichenhain.de - 115 Showfotos

Dreieich, 14. August 2025: Der wunderbare Sommerabend geht über in eine laue Sommernacht. Man ist in guter Gesellschaft, die Location ist traumhaft und in der Hand hält man sein gut gekühltes Lieblingsgetränk. Dazu präsentieren auf der Bühne grandiose Artisten ihr Können. Nicht eben die schlechteste aller Vorstellungen. In diesem Sommer wird sie wieder an fünf Abenden im August Realität. Dies dank des Varieté unter Sternen bei den Burgfestspielen in Dreieichenhain. Wurde die letztjährige Premiere noch von heftigen Regenfällen begleitet, können 2025 alle Shows bei bestem Wetter stattfinden. Wie gehabt sind alle ausverkauft. Bevor es losgeht, lockt die Gastronomie. Und der Aperol Spritz hier kann wirklich was.

Ein Quartett spielt auf dem Vorplatz Musik, beste Einstimmung auf das Folgende, außerdem bleibt natürlich genug Zeit für Gespräche. Die Bühne steht vor der Burgruine, ihr gegenüber die überdachte Tribüne. Zusätzlich gibt es etliche Stuhlreihen auf den Boden.


Entree der Burgfestspiele

Die Mitwirkenden der Produktion haben die Verantwortlichen bei den Bürgerhäusern Dreieich wiederum selbst ausgewählt. Allen voran die Leiterin Veranstaltungen Maria Ochs. Wie in den vergangenen Jahren ist ihr eine wunderbare Mischung aus Bekanntem und Neuem, aus Traditionellem und Innovativem gelungen. Das alles ergibt ein stimmiges Ganzes, hat die richtige Länge und ist so abwechslungsreich, wie Varieté eben sein sollte. Die Choreographie von Opening und Finale hat Samira Buchner übernommen. Sowohl in der Einleitung als auch in der Verabschiedung zeigen die Mitwirkenden Ausschnitte aus ihrem Repertoire. Zunächst als Appetithappen, später als Zugabe. Zudem gibt es Szenen mit dem gesamten Ensemble, das sich hier in kurzer Zeit gefunden hat.


This Maag

Durch das Programm führt, wie schon bei der letzten Ausgabe, ein Entertainer aus der Schweiz. Auf Martin O. folgt This Maag. Er unterhält mit visueller und verbaler Komik. Eine Banane dient ihm als veganes Mikrofon, wenn er witzige Anekdoten erzählt. Seine lebendigen Augen erzählen Geschichten ganz ohne Worte. Er ist spontan, improvisiert und sucht immer wieder die Nähe zum Publikum. Wenn bei einer Mitmachnummer nicht nur das dafür ausgewählte Mädchen mitmacht, sondern auch deren Eltern mitmischen, rettet er die Situation charmant. Mithilfe der Banane macht er Gedanken einzelner Zuschauer hörbar. Ein Gast darf This Maag mithilfe eines Eimers den Kopf verdrehen. Wenngleich der Schweizer schon seit über 30 Jahren im Geschäft ist, ist er für mich ein neues Gesicht. Eines, das ich sehr gerne auf der Bühne kennengelernt habe.


Vladimir Omelchenko, Kathy Donnert, Marica Marinoni

Mit zwei Vertretern der klassischen Circus- und Varietékunst beginnt der artistische Part. Vladimir Omelchenko hat sich den Rola-Rola-Balancen verschrieben. Er stapelt mehrere Walzen in immer neuer Zusammensetzung übereinander, um sich darauf auf einem Brett stehend im Gleichgewicht zu halten. Dabei jongliert er mal mit Ringen, mal mit Keulen. Auch das Seilspringen auf wackeligem Untergrund ist für ihn kein Problem. Das alles verkauft der Akrobat mit der markanten blonden Frisur sehr offensiv. Den Vater von Kathy Donnert kennen wir noch aus den Manegen von Krone und Barelli, wo Karoly Donnert seine große Tigergruppe sowie den Tiger zu Pferd präsentiert hat. Seine Tochter jongliert sehr charmant mit den Füßen. In ihren Antipodenspielen lässt sie geschickt Tücher rotieren sowie Walzen und Bälle durch die Luft fliegen. Zum Finale bugsiert sie mit den Füßen einen Ball über mehrere Stufen eines Gestells in einen Korb an dessen Spitze. Der gewinnende Verkauf der attraktiven Künstlerin erreicht auch die Zuschauer in den letzten Reihen. Marica Marinoni sicherte sich 2024 den Grand Prix beim Cirque de Demain in Paris. „Quelle Roue?!“ hat sie ihre Performance am Roue Cyr genannt. Es ist eine moderne Inszenierung, die herausfordert, wenn man sich mit ihrem tieferen Sinn auseinandersetzen will. Oder aber man genießt einfach die starke Trickfolge, mit der die Italienerin rundum überzeugt. Darin hat Marica Marinoni ausdrucksstark Standards und Neuartiges integriert.


The Shester's

Komplett aus dem Rahmen ihres Genres fallen Manoela Wolfart und Rubén Burgos. Als The Shester's präsentieren die Brasilianerin und der Spanier die Kunst des Messerwerfens mit einer „freakigen Attitüde“, wie es die Website der Burgfestspiele formuliert. Was die beiden machen ist genauso abgefahren wie der Stil, in dem sie es zeigen. Die beiden sind reichlich tätowiert, tragen markante Frisuren und coole Kostüme. Ihr Auftrittsstil ist extrovertiert, abgefahren. Zudem sind sie grandiose Artisten. Rubén platziert zielsicher die Messer, immer knapp an Manoela vorbei. Die Wurfgeschosse landen an einem herkömmlichen Brett, an einem Pendel, das vor Manoela hin und her schwingt oder auf den rotierenden Blättern eines Mühlrads, hinter dem sie steht. Es fliegen nicht nur „herkömmliche“ Messer, sondern ebenfalls brennende und Äxte. Zum Schluss wirft Rubén die Messer auf eine sich drehende Scheibe, auf der Manoela fixiert ist. Ganz nebenbei werden die Rollen gewechselt. Dann platziert sie die Messer präzise neben ihm. Ein einmaliges Erlebnis. Ich freue mich schon, diese Darbietung ein weiteres Mal sehen zu dürfen. Wo auch immer das sein wird. Mit diesem Act geht es in die Pause. Der zweite Teil soll eigentlich vom Duo Giurintano eröffnet werden. Doch Marcello, der Partner von Kathy Donnert, verletzt sich beim Aufwärmen. So muss die Rollschuhakrobatik an diesem Abend kurzfristig ausfallen. Da ist es gut, wenn der Moderator ein Meister der Improvisation ist. Spontan kreiert This Maag gemeinsam mit Daniel Simu eine neue Nummer. Die beiden arbeiten Passings mit Keulen. Zwischen ihnen steht ein Zuschauer mit Zigarette im Mund, die ihm von den beiden Artisten schlussendlich per fliegendem Jonglierrequisit abgenommen wird.


Daniel Simu, Lena Ries, Mukhamadi Sharifzoda

Nach einer Einlage von This Maag hat Daniel Simu dann sein Solo. Wobei es eigentlich eine Duo-Nummer ist. Allerdings teilt sich der junge Niederländer im Overall dafür die Bühne mit einem Roboter. Folgerichtig läuft sein Auftritt unter dem Titel „Acrobot“. Und der ist absolut faszinierend, denn wir erleben letztendlich eine ausgereifte Partnerakrobatik, mit einem Untermann aus Fleisch und Blut sowie eben einem Roboter. Die Bewegungsabläufe sind ungeheuer authentisch. Wir sehen etwa ein Hand-auf-Hand oder einen einarmigen Handstand auf einer Hand von Daniel Simu. Auch die Flugsequenzen wirken so, als wären hier zwei Menschen am Werk. Originelle Einfälle sind ebenfalls eingebaut, etwa wenn es dem Roboter an Energie mangelt. Im Januar 2026 geht es für Daniel Simu und Partner zum Internationalen Circusfestival von Monte Carlo. Für die Luftnummer ist wieder ein Gestell aus drei oben zusammenlaufenden Masten neben der Bühne aufgebaut. In diesem Jahr zelebriert daran Lena Ries ihre Kür am Luftring. Sie wurde an der École nationale de cirque in Montréal gleich in mehreren Disziplinen ausgebildet. Und diese verbindet sie jetzt zu einer abwechslungsreichen Darbietung, in der sie eine beeindruckende Körperbeherrschung beweist. Elemente der Kontorsion sind genauso dabei wie der Zehenhang. Beim Zusehen gerät man ins Staunen und Träumen. Der Schlussact gehört einem weiteren Preisträger des Cirque de Demain 2024. Mukhamadi Sharifzoda wurde dort für seine außergewöhnliche Handstandakrobatik mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Sein Podest wird aus Bauklötzen gebildet, die Handstäbe ebenfalls. Dabei ist nichts statisch. Das Requisit verändert sich, einzelne Klötze legt der junge Artist aus Tadschikistan auf seine Körper oder wirft sie zur Seite. Bald hat er nur noch einen Turm für seine Tricks zur Verfügung, am Ende keinen mehr. Beeindruckend etwa, wenn er von einer Handstandwaage in einen Einarmer wechselt. Oder wenn er im Einarmer immer wieder von links nach rechts springt. Starke Akrobatik trifft hier auf einen ausgeklügelten Mechanismus. Denn das so zufällig erscheinende Auseinanderfallen des Klötzchenbergs ist natürlich genau geplant.

Dank des Varieté unter Sternen erleben wir einen der gelungensten Abende des Sommers 2025. Einen, der viele neue Eindrücke liefert, der begeistert und einfach nur großen Spaß macht. Die Show ist ein wahres Erlebnis für alle Sinne. Dass sie mit sehr viel Engagement und Herzblut zusammengestellt wurde, merkt man in jeder Minute. Was gibt es Schöneres!?

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Text und Fotos: Stefan Gierisch