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Varieté unter Sternen - Dreieich 2024
www.burgfestspiele-dreieichenhain.de - 137 Showfotos

Dreieich, 13. Juli 2024: Der artistische Auftakt gehört dem Duo Laos, die Schlussnummer Claudius Specht. Mithin also zwei Darbietungen, die schon auf namhaften Varietébühnen und in renommierten Circusmanegen zu erleben waren. Dazwischen bietet die Produktion 2024 des Varieté unter Sternen eine faszinierende Mischung, so vielfältig, wie Varieté eben sein soll. Es gibt Newcomer und bekannte Größen, originelle und klassische Auftritte, heitere und traumhafte Nummern. Das alles auf hohem Niveau und natürlich komplett neu zusammengestellt. Das weiß das Publikum der Burgfestspiele in Dreieichenhain inzwischen und schätzt es.

Die fünf angesetzten Vorstellungen, eine mehr als im Vorjahr, sind schnell ausverkauft. Und das bei einer durchaus respektablen Kapazität, welches das größtenteils überdachte Auditorium vor der Bühne im historischen Ambiente der Burg Hayn bietet.


Entree zu den Burgfestspielen Dreieichenhain

Trotz des weitgehend gegen die Witterung geschützten Zuschauerraums und einer ebenfalls überdachten Spielfläche handelt es sich hier dann eben doch um eine Freiluftveranstaltung. Das wird am Premierenabend des Varieté unter Sternen deutlich. Der Himmel öffnet alle Schleusen, es regnet in Strömen. Als das Wasser danach zumindest soweit beseitigt ist, dasS der Großteil des Programms gespielt werden kann, beginnt die Show mit rund einer Stunde Verspätung. Von einem „Abend für die Ewigkeit“ gar berichtet die Offenbacher Post. Am Samstag spielt das Wetter mit und wir erleben die zweieinhalbstündige Vorstellung so, wie sie vorgesehen ist. Zusammengestellt und in Szene gesetzt wurde sie wiederum von Maria Ochs, Leiterin Veranstaltungen bei den Bürgerhäusern Dreieich, und ihrem Team.


Martin O. mit Symphonium

Unser Gastgeber auf der Bühne ist Martin O. aus der Schweiz. Er ist ein versierter Künstler, eine derartige Show moderiert er aber erstmalig. Das macht er souverän und äußerst sympathisch. Seine gesanglichen Fähigkeiten stehen dabei im Vordergrund. Bei seinem ersten Song stehen dem Publikum Fragezeichen im Gesicht. Singt er doch nicht live? Ist alles Playback? Die Auflösung gibt er sogleich. Die Erklärung ist sein Symphonium, ein Instrument aus Appenzeller Nussholz. Damit kann er Tonschnipsel aufzeichnen und sie an passender Stelle wieder ausspielen. So entstehen faszinierende Effekte. Oftmals interpretiert er bekannte Songs mit eigenen Texten. Auch Reaktionen aus dem Publikum werden konserviert und für die Musikstücke eingesetzt. Überhaupt gelingt Martin O. der Kontakt zu den Zuschauern ganz wunderbar. Und er schafft es ebenso spielend, seine Künstlerkollegen anzusagen, ihnen die Bühne zu bereiten.


Duo Laos, Alexey Glavatskyi, Lotta und Stina

Eröffnet wird die Spielfolge vom Duo Laos. Mercedes und Pablo haben sich eine einzigartige Partner-Akrobatik aufgebaut. Der starke Untermann und die zarte Oberfrau. Doch die Adjektive beziehen sich rein auf das Körperliche. Mercedes weiß sich in diesem intensiven Spiel der beiden Akteure bestens zu behaupten. In das Gegen- und Miteinander hat das Duo faszinierende Tricks eingebaut. So etwa, wenn Pablo Mercedes mit einer Hand am Genick festhält, sie mit dem Kopf unten. Hinzu kommen verschiedene Einarmer und eher ungewöhnliche Figuren, die hier so traumhaft einfach wirken. Auf das Schlappseil wagt sich Alexey Glavatskyi. Der aus einer Circusdynastie stammende Ukrainer präsentiert sich in klassischer Aufmachung und wird von seiner Assistentin unterstützt. Auf dem locker hängenden Draht hält er sich nicht nur auf einem Stuhl sitzend im Gleichgewicht, sondern ebenfalls auf einem Einrad fahrend. Während er auf dem Rad sitzt, kickt er bunte Becher in die Höhe, die er auf dem Kopf auffängt. Zum Finale legt er eine Röhre auf das Seil und darüber ein Brett, auf dem er stehend mit drei Keulen jongliert. Dann erscheinen zwei aufgekratzte Damen im Publikum. Dies im Zwei-Personen-Hoch und in Morgenmäntel gekleidet. In den Haaren stecken Lockenwickler, darüber sind Tücher geknotet. So sorgen sie für ordentlich Wirbel in den Stuhlreihen und wenig später auf der Spielfläche. Letztendlich ist es ihr Ziel, Hula-Hoop-Artistik aufzuführen, was nach zig urkomischen Eskapaden auch gelingt. Lotta und Stina stehen für diesen herrlichen Spaß. Die Finninnen verfügen über einen wunderbaren Humor, genauso wie über artistisches Können. Bei den beiden ist einfach alles „ok“.


Shyno, Noah Chorny, Lotta und Stina

Beste Stimmung verbreitet der blendend aussehende Shyno. Sofort findet er bei seiner Akrobatik auf einem Hoverboard den Draht zum Publikum. Auf dem selbstfahrenden Brett mit Rollen darunter hält er sich auf zwei Händen genauso im Gleichgewicht wie auf einer. Dabei zelebriert er verschiedene Handstandvarianten. Zwischendurch hat der Spanier noch Zeit für eine Breakdanceeinlage. Die Sounds dazu steuert Martin O. bei. Nach dieser Darbietung kündigt der Moderator gemeinsam mit Noah Chorny auf originelle Weise die Pause an. In der Unterbrechung gibt es nicht nur Getränke und kleine Speisen, sondern dazu noch Livemusik von einem Trio. Noah Chorny übernimmt auch den Start in Teil zwei. Im Outfit eines Hausmeister erklimmt er die Straßenlaterne neben der Bühne. Das Requisit entpuppt sich als schwankender Mast, an dem der Artist allerlei Kabinettstückchen wagt, die natürlich großes Können voraussetzen. Hier treffen Comedy und Akrobatik aufeinander. Woher die Kraft dafür kommt, demonstriert Noah Chorny beim abschließenden Striptease auf der Laterne. Noch einmal geht es nach Finnland. Lotta und Stina kommen warm eingepackt von einer Langlauf-Tour nach Hause. Allein dieses Intro sorgt schon für Heiterkeit. In der warmen Stube, sprich auf der Bühne, angekommen, geht es auf eine Rola Rola für zwei. Will heißen, die Walze ist länger und das Brett breiter als gewöhnlich. Während die beiden darauf balancieren, entledigen sie sich nach und nach ihrer Skioutfits, bis sie nur noch eine Lage Stoff am Körper tragen. Das Ganze wieder im amüsant-erfrischenden Zusammenspiel mit dem Publikum. Ein Gast darf sogar beim Schlusstrick von Lotta und Stina assistieren. Dabei trägt eine Artistin die andere und balanciert dieses Konstrukt auf zwei Händen.


Luzie Lou, Alexey Glavatskyi, Claudius Specht

Für die Luftnummer im Programm wird ein Metallgestell neben der Bühne genutzt, an dem in diesem Jahr der Luftring von Luzie Lou aufgehängt ist. Daran zelebriert die Absolventin der Staatlichen Artistenschule Berlin eine wunderschöne Kür, ausdrucksstark und akrobatisch anspruchsvoll. Sie hält sich am Ring mit den Kniekehlen genauso gekonnt fest wie mit einem Fuß. Zudem beweist sie die Biegsamkeit und Beweglichkeit ihres Körpers. Es ist eine durchgehend erzählte Geschichte, mit der Luzie Lou die Gäste in Dreieichenhain verzaubert. Mit einem noch größeren Reifen als seine Kollegin bestreitet Alexey Glavatskyi seinen zweiten Auftritt. Das Cyrrad dafür ist mit LEDs besetzt, wodurch sich bei seinen Touren schön anzusehende Lichteffekte ergeben. Immer wieder eine große Freude ist es, Claudius Specht mit seinen Jonglagen mit Keulen und Bechern erleben zu dürfen. Er ist ein erstklassiger Meister seines Fachs und dazu ein ungemein sympathischer Showman. Sieben Keulen lässt er zum Schluss gleichzeitig durch die Luft fliegen. Allerdings ist das Spiel mit weniger dieser Requisiten mindestens genauso faszinierend. Immer neue Flugbahnen nehmen die Keulen von Claudius Specht, um danach sicher aufgefangen zu werden. Spannend auch zuzusehen, wie der gebürtige Schweizer mit ungeheuer schnellen Augenbewegungen den eigenen Tricks folgt. Die Jonglagen mit Bechern werden nicht häufig gezeigt und sind somit für viele Zuschauer eine Premiere. Ausgiebig gefeiert wird das Finale. Leuchtende Stäbe spielen bei den Choreografien aller Mitwirkenden eine wichtige Rolle, zudem gibt es zahlreiche Zugaben. Zum Abschied wird das Ensemble regelrecht gefeiert.

Und das vollkommen zu Recht. Denn den Machern ist wieder ein ganz wunderbares Line-up für das Varieté unter Sternen gelungen - abwechslungsreich und stark. Man merkt, dass das Programm mit viel Liebe und Professionalität zusammengestellt wurde. Genauso wie man merkt, dass alle Mitwirkenden mit vollem Einsatz dabei sind. Abschließend sei noch die Technik erwähnt, die ebenfalls einen grandiosen Job macht und so einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Gesamterlebnis beisteuert. Ausverkaufte Vorstellungen sind der verdiente Lohn. Die wird es ganz sicher auch 2025 wieder geben, denn wer in diesem Jahr dabei war, wird wiederkommen. Höchste Zufriedenheit ist hier quasi garantiert.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch