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Spaß und Freude am Zirkus vermitteln
Timo Schwarzmeier und sein Circus Ballessa
http://circusballessa.beepworld.de/

Mühlacker, 16. August 2014: „Da sind doch einige Zuschauer mit missmutigen Gesichtern gekommen und glücklich wieder gegangen – ein schöneres Fazit kann man ja nicht ziehen“, bilanzierte Gudrun Sauter vom Jugendhaus „Pro Zwo“ in Mühlacker. Als besonderes Highlight für das Ferienprogramm hatte das Jugendhaus den Projekt-Circus Ballessa von Timo Schwarzmeier in die größte Stadt des Enzkreises (bei Pforzheim) geholt. Fünf Tage lang machten 33 Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren „Ferien im Circus“. Und bei der Abschlussgala am Samstag erlebten ihre Familien, was der Nachwuchs gelernt hatte.

Und das war einiges: Hula Hoop, Magie und Clownerie, Jonglagen mit Tüchern, Bällen, Tellern und Diabolos, Akrobatik am Trapez, Fakirspiele mit Feuerspucken, Nagelbrett und Glasscherbenlauf sowie Balancen auf der Slackline, auf Fässern und Gymnastikbällen gehörten zum Programm und wurden mit moderner Musik peppig dargeboten. Die Stimmung stieg während der zwei Stunden im voll besetzten Zirkuszelt beständig an, mit Videokameras und Fotoapparaten hielten stolze Eltern das Geschehen fest, sie lachten und staunten. Zum Abschluss gab es donnernden Applaus.


Kinder am Trapez und als Clowns, Direktor Timo Schwarzmeier 

Mit „Ballessa“ lebt der 31-jährige Timo Schwarzmeier seinen Traum vom Circus. Dieser war bei dem Maulbronner entfacht worden, als er als Vierjähriger mit seiner Oma den Circus Barum in Pforzheim besucht hatte, „damals noch mit Eisbären und allem drum und dran in der Großen Gemischten Raubtiernummer“, erinnert er sich. Als Kind und Jugendlicher half er fortan immer mit, wenn ein Circus nach Maulbronn kam. 1996, also mit 13 Jahren, gründete er seinen „Circus Ballessa“ als Freizeitgruppe. Einmal in der Woche trainierten hier immer fünf bis zehn Kinder und Jugendliche gemeinsam verschiedene Circus-Disziplinen. Die Gruppe hatte bald Auftritte bei Straßen- und Vereinsfesten, Weihnachtsfeiern und anderen Gelegenheiten rund um Maulbronn. Mit wachsendem Erfolg konnte erst ein Zwölf-Meter-Stoffzelt und später ein Einmaster mit 18 Metern Durchmesser angeschafft werden. Als die Gründungsmitglieder älter wurden, begannen sie jüngere Kinder zu trainieren. Lange Zeit war Timo Schwarzmeiers „Circus Ballessa“ bei der evangelischen Kirche angesiedelt, doch das Projekt wurde der Kirchengemeinde zu umfangreich, zum Beispiel wegen der notwendigen Versicherungen. Also wurde ein eigener Verein gegründet und für diesen sogar ein Zweimaster mit 20 Metern Durchmesser angeschafft. Timo Schwarzmeier übernahm den Vereinsvorsitz. Die Kinder und Jugendlichen sollten als Artisten auftreten, die Eltern das Zelt auf- und abbauen. Auf Dauer war dieses Pensum jedoch nicht zu leisten, so dass Timo Schwarzmeier 2010 als Vorsitzender zurücktrat und der Verein sich dann schnell wieder auflöste.

 
Ballessa-Direktor Timo Schwarzmeier mit teilnehmenden Kids und seinem Team

Timo Schwarzmeier musste sich neu orientieren. In der Zwischenzeit hatte er eine Ausbildung zum Tierpfleger beim Karlsruher Zoo gemacht („Ich wollte etwas lernen, das man im Circus brauchen kann“), das Freiwillige Soziale Jahr absolviert und war eine Saison lang beim Circus Romano in München tätig gewesen, wo er in allen Bereichen gearbeitet hatte, vom Auf- und Abbau über die Tierpflege bis zur Reklame. In den letzten Jahren arbeitete er hauptberuflich als Gärtner. 2012 kehrte sein „Circus Ballessa“ wieder auf die Bildfläche zurück. Seitdem bietet Timo Schwarzmeier Schulprojekte, Kinderferienprogramme, Tagesworkshops und mehr an. Der größte Erfolg ist wohl seine „Circusschule“ in Illingen (ebenfalls Enzkreis), die nun bereits drei Mal während der Pfingstferien stattgefunden hat und in den nächsten Jahren fortgesetzt werden soll.


Fakirshow mit Feuerspucken, Nagelbrett und Glasscherbenlauf 

„Wir machen schon etwas anderes als die rein pädagogischen Projektcircusse mit ihren vielen Ge- und Verboten“, sagt Timo Schwarzmeier. Bei „Ballessa“ werde vor allem darauf geachtet, dass die Kinder Spaß haben. „Heute gehen viele Kinder ja kaum noch raus, hier erleben sie Freude an der Bewegung“, ist er überzeugt. Das rollende Material, das er über die Jahre angeschafft hat – Kassenwagen, Imbisswagen, zwei Campings, zwei Packwagen, Sanitärwagen – soll zur echten Circusatmosphäre beitragen, die er vermitteln möchte. Selbst bildet er sich immer wieder bei der AG für Kinder- und Jugendcircusse in Baden-Württemberg fort.


Balancen auf Fässern, Kugel und Slackline, Trainerteam

Bei der Projektwoche in Mühlacker standen ihm seine Schwester Carolin Bénard und deren Mann Patrick, der Münchner Christof Pfundstein als Spezialist fürs Slackline- und Balancentraining, die Artistin Jacqueline Soulier aus der Kinder- und Jugendcircusszene sowie Johanna Linn (ehemalige Ballessa-Teilnehmerin in Illingen) und Anna Grasser zur Seite. In bewährter Weise konnten die Kinder am Dienstag zunächst an verschiedenen Stationen alle Disziplinen ausprobieren und sich dann entscheiden, womit sie sich jeweils bis zur Abschlussgala am Samstag intensiv befassen wollten.

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Text und Fotos: Markus Moll