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Davor und in der Werbung wird dies nicht kommuniziert. Man wolle bei
den (potentiellen) Besuchern keine Assoziationen mit dem Krieg in
der Heimat wecken, erzählt Direktor Dmytro Trunov im Gespräch.
Dieser Krieg ist andererseits auch der Grund für die Tournee in den
westlich der Ukraine gelegenen Ländern. Als dieser 2022 begann,
wurde der Entschluss gefasst und umgesetzt sowie in Polen die
zugehörige Gesellschaft angemeldet.

Waterland Circus in Frankfurt am Main
Die Artisten, für diese Produktion sind es 27, sind staatliche
Künstler der Ukraine. Über den Jahreswechsel 2023/24 wurde in
München das erste Gastspiel in Deutschland gegeben. Nach weiteren
Tourneestationen gab es 2025 eine komplette Spielzeit in der
Bundesrepublik. Im kommenden Winter sind gleich zwei
Weihnachtscircusse geplant. In München sowie Augsburg. Dafür stehen
ein weiteres Ensemble sowie das zugehörige Material zur Verfügung.
Die zweite Einheit wird danach unter anderem in Litauen, Estland und
Finnland zu sehen sein.

Blick ins Chapiteau
Auf dem Ratsweg in der Mainmetropole ist das bislang genutzte
rot-weiße Chapiteau aufgebaut. Drumherum steht der umfangreiche
Wagenpark. Die Kasse ist in den Einlasswagen integriert. Ein großer
Tintenfisch thront auf dem Vorzelt mit der Restauration. Auf
verschiedenen Transparenten im Eingangsbereich finden sich
Werbemotive. Im Spielzelt gibt es ein Gradin mit neun Reihen. Die
ersten beiden haben gepolsterte Schalensitze, die weiteren bestehen
aus Bänken mit Rückenlehnen. Statt einer Manege gibt es ein großes
Wasserbassin, das schon zu Beginn der Vorstellung komplett gefüllt
ist. An der Außenwand sind LED-Tafeln angebracht, auf denen
verschiedene Grafiken gezeigt werden. In der Mitte steht eine
Rundbühne, das hintere Drittel des Bassins ist oben ebenfalls einen
festen Boden versehen. An der Innenseite der äußeren Begrenzung der
Wassermanege befinden sich Düsen für Fontänen, ebenfalls rund um den
vorderen Bereich der Mittelbühne. Zudem kann aus der Kuppel ein
runder Wasservorhang erzeugt werden. Beste Voraussetzungen für ein
Show, die im, auf sowie über dem Wasser stattfindet.
 
Eröffnungsszene mit Piraten und Reckakrobatik, Clown
Buba
Nach dem ersten Tanz der Fontänen begrüßen uns die Mitwirkenden
standesgemäß in Piraten- und Matrosenkostümen. Nach einer
energiegeladenen Choreographie begeben sich zwei der Seeräuber an
die beiden hintereinander aufgebauten Reckstangen. Viktor Boboshko
und Yaroslav Handei zeigen daran kraftvolle Umschwünge und Sprünge.
Die starke Akrobatik wird von einem Ballett im Wasser umrahmt. Dazu
tanzen die Protagonisten im angewärmten Nass stehend zwischen
Fontänen. Diese plätschern nahezu den ganzen Abend. Auf das
dauerhafte „Grundrauschen“ hätten wir durchaus verzichten können.
Auch die durchgehend an Diskorhythmen erinnernde Musikbegleitung
trifft nicht ganz unseren Geschmack und nervt irgendwann einfach.
Andererseits vermittelt sie uns wohl ein authentisches Erlebnis.
Vermutlich ist genau das der Stil beim Ukrainischen Staatscircus.
Dann dürfen wir das erste Mal mit Clown Buba Bekanntschaft machen.
Oleg Liostaev, so sein bürgerlicher Name, begleitet uns durch die
Show. Zunächst heizt er die Stimmung an, indem er die Besucher auf
den verschiedenen Bereichen des Gradins zum Klatschen animiert.
Dabei kommt auch eine Pfeife zum Einsatz, ebenfalls mit eine
gewissen Nervfaktor. Mit einem Zuschauer misst er sich im Limbotanz.
Der Gast muss am Ende vermeintlich mit verbundenen Augen unter der
Stange hindurchlaufen. Diese ist natürlich längst verschwunden,
ebenso wie der Clown und die beiden Herren, die sie gehalten haben.
Die bekannte Mitmachnummer gewinnt hier zusätzlich an Reiz da der
Herr droht, ins Wasser zu fallen, was natürlich nicht passiert.
  
Alieva Vladyslava, Maxim Stetsenko, Luftakrobatik
Das Hochseil für den Auftritt von Alieva Vladyslava und Oleksandr
Khorolskyi ist bereits zu Beginn der Vorstellung aufgebaut. „Dancing
over the water“ nennt sich ihre interessant aufgebaute Kür. Er gibt
den klassischen Hochseilartisten mit Balancierstange, sie die
Tänzerin auf dem Seil. Sie zeigt etwa einen Spagat in luftiger Höhe,
er läuft mit verbundenen Augen über den Draht. Dabei verliert er in
der Premierenvorstellung die Stange, welche ins Wasser fällt. Damit
ist die Darbietung zumindest an diesem Abend zu Ende. Mit der
wundersamen Vermehrung von Flaschen, die unter Röhren verschwinden
und erscheinen, leitet Clown Buba über zur nächsten Darbietung.
Deren Hauptperson ist Maxim Stetsenko. Seine kraftvolle Arbeit an
den Strapaten wird von Tänzerinnen und Tänzern auf der Bühne
begleitet, die bald ins Wasser wechseln. Dann kommen weitere
Ensemblemitglieder hinzu, deren Kostüme mit weißen Flügeln versehen
sind. Passend zu den raumgreifenden Flügen und kraftvollen
Umschwüngen von Maxim Stetsenko, die durch die immer höher
steigenden Fontänen zusätzlich an Wirkung gewinnen. Vier Herren
jonglieren zunächst mit Pyramiden, dann mit Würfeln, die aus
Metallgestängen gebildet werden. Ebenfalls aus Metall sind die
Kugeln, an denen mehrere Artistinnen Luftakrobatik zelebrieren.
Dabei kommt der Wasservorhang zum Einsatz. Auf der Bühne gibt es
eine Modenschau in türkis. Markant sind dabei die großen Hüte der
Modells mit langen Ketten daran.
  
Tatiana Kulikova und Yaroslav Handei, Feuershow, Roue
Cyr
Noch einmal animiert Clown Buba das Publikum zum Mitmachen. Jetzt
mithilfe einer großen Trommel. Yaroslav Handei hat seinen zweiten
Einsatz zusammen mit Tatiana Kulikova. Am Mast arbeiten sie die
Nummer „Magic Corals“. Dabei gibt es sowohl von einer Person als
auch gemeinsam gearbeitete Tricks. Bei letzteren übernimmt auch
Tatiana gerne einmal den tragenden Part. Für die große Feuershow vor
der Pause werden alle Register gezogen. Stäbe und Schnüre mit
lodernden Flammen werden geschwungen. Die Tänzerinnen und Tänzer im
Wasser tragen Kopfschmuck mit Flammen an langen Stäben.
Eindrucksvoll auch eine große Feuerkugel, die an einer Schnur durch
die Luft fliegt. Dazu tanzen die Fontänen. Mit diesem Kampf der
Elemente endet der erste Teil. Der zweite beginnt mit Sprüngen von
einer großen Schaukel, die in einem vertikal gespannten Netz landen.
Unmittelbar beteiligt sind vier Artisten, die das Requisit in
Schwung halten und die weiten Sätze ausführen. Hinzu kommen
Mitglieder das Balletts. Es folgt der originellste Auftritt von
Clown Buba. Mit einem Zuschauer misst er sich darin, immer mehr
Zigarrenkistchen zwischen zwei Händen zu stapeln. Der Gast zeigt
dabei große Kreativität, was für zusätzliche Lacher sorgt. Am Ende
hat der Spaßmacher sein Solo und beweist dabei artistisches
Geschick. Zum Träumen lädt ein Duo am Roue Cyr ein. Wobei der
männliche Part Artistik mit dem Rad zeigt und sie mit den Füßen auf
dem Boden bleibt. Gemeinsam wagen sie einen akrobatischen Tanz.
 
Anastasia und Andrii Fridman, Rhythms of Africa
Ein großer Oktopus und Tänzerinnen eröffnen das Schaubild „Sweet-voiced
Sirens“. Zum Ballet auf der Bühne sowie im Wasser kommen Alieva
Vladyslava und Veronika Masliei. Sie steuern an in der Luft
hängenden Netzen den artistische Part bei. Insbesondere ihre
Rotationen in verschiedenen Varianten sorgen dank der spritzenden
Topfen für schöne Effekte. Dabei wird der Wasservorhang eingesetzt.
Wasser dürfte auch in den Seifenblasen enthalten sein, mit denen
Anastasia und Andrii Fridman faszinierende Kunstwerke zaubern. Die
genau Mischung bleibt natürlich ihr Geheimnis. In farbenfrohen
Outfits lassen sie ganz viele kleine oder wenige große der
vergänglichen Gebilde entstehen. Dies in immer wieder neuen
Konstellationen. Andrii lässt sich sogar von Anastasia komplett von
einer Röhre aus Lauge umhüllen. Noch nie gesehen haben wir das
Kunststück, bei dem sie in beiden Händen einen kleinen Berg aus
Schaum hält, der angezündet wird und aus dem so in den
Handinnenflächen brennende Flammen entstehen. Begleitet wird diese
Darbietung vom Ballett mit Flügeln sowie in der Luft schwebenden
Nixen. „Rhythms of Africa“ lautet der Titel der Schlussnummer. Als
Requisit dient ein großes Trampolin. Dieses wird mit dem
Artisteneingang verbunden, der als „Haus“ zum Abspringen und Landen
der Salti dient. Es gibt jede Menge Action, Trommeln begleiten das
Geschehen ebenso wie das Ballett in farbenfrohen afrikanischen
Kostümen. Die Fontänen sprühen und ein riesiger Affe ergänzt die
Szenerie. Direkt daran schließt sich das Finale mit allen
Mitwirkenden an. Ganz so, wie die gesamte Vorstellung sehr flott
abläuft. Zwei Artisten schwenken blau-gelbe Fahnen und per Ansage
aus dem Off werden wir nicht nur verabschiedet, sondern es wird
ebenfalls auf die ukrainische Herkunft des Circus hingewiesen. |