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Circus Pikard - Tour 2025
www.circus-pikard.at ; 179 Showfotos

Tulln, 17. August 2025: „Was das Herz begehrt“ möchte der Circus Pikard seinem Publikum in dieser Saison bieten. So lautet das Motto des aktuellen Programms. Es bietet einen bekannten Clown, viel Akrobatik und auch einige Tiere in einer gewohnt gut gelaunten Aufmachung. Für uns ein Muntermacher am Morgen, denn wir besuchen eine Sonntags-Matinee in Tulln an der Donau. Die niederösterreichische Stadt steht seit der Gründung des Circus Pikard vor 36 Jahren in jeder Saison auf dem Tourneeplan der Familie Schneller. Entsprechend gut gefüllt, mit vielen Stammgästen, sind die Reihen im Chapiteau.

Auch wenn der Circus Pikard ein familiäres Unternehmen ist, darf sich Direktor Alexander Schneller in diesem Jahr über einen der bekanntesten Clowns in seinem Ensemble freuen. Mathieu, den wir bei Arlette Gruss, Royal oder im Ravensburger Weihnachtscircus kennen lernen durften, sorgt nun im Pikard für Heiterkeit.


Mathieu, Sharon Pellegrini und Ensemble, Alexander Schneller

Gleich im Prolog zur Vorstellung fordert er „sehr großen Applaus“, wenn der Herr Direktor hereinkommt. Und den bekommt Alexander Schneller natürlich, der das Publikum freundlich begrüßt. „Vom Pikard kann es nie genug geben“, ruft er und „Never enough“ aus dem Greatest-Showman-Soundtrack liefert die Begleitung zum großen Opening. Dies zunächst im musikalischen Original, später in einer schnellen Version im Disco-Style. Hierzu erleben wir Sabrina Lutzny mit Balancen auf dem Drahtseil, nach dem Musikwechsel dann Gloria Guti mit Akrobatik in einem rotierenden Ring auf einem Metallständer sowie Sharon Pellegrini, die auf temperamentvolle Weise die Hula-Hoop-Reifen drehen lässt. Dazu tanzt das Ensemble in der Manege, die Damen in wunderbaren Livrees, die über und über mit Circus-Pikard-Logos bedruckt sind.


Joel und Sabrina Lutzny, Maximilian Renz

Dass er „nur ein bisschen“ jonglieren kann, demonstriert uns Mathieu als Übergang zu ersten Nummer. Joel Lutzny dagegen hat sich eine große Jonglagenummer erarbeitet, in welcher der 19-Jährige als Gentleman im eleganten Outfit mit karierter Hose, passender Weste und Hemd auf und vor einem großen Billardtisch arbeitet. Seine Requisiten sind bis zu sieben Bälle und bis zu fünf Keulen, letztere in Form von Weinflaschen gestaltet. Und ein Billardstock, den er senkrecht auf dem Kopf balanciert, während er gleichzeitig mit drei Keulen jongliert. Zum Abschluss fängt er seine Jonglierbälle in einem Netz, das auf Gürtelhöhe hinter seinem Rücken befestigt ist. Seit 2020 reist der junge Mann mit dem Circus Pikard, kam damals mit seinen Eltern und Geschwistern zu dem Unternehmen. Nun möchte er baldmöglichst als selbständiger Artist Karriere machen. Nach einer Reprise von Mathieu, der einen imaginären Ball in einer Tüte fängt, gehört die Manege Joels Mutter Sabrina Lutzny. Ihre „Paw Patrol“ besteht aus zwei Hunden, die sie auf fröhliche Weise zu verschiedenen Sprüngen sowie dem Lauf zwischen ihren Beinen hindurch oder auf und durch eine rollende Tonne animiert. „Special Guest“ zum Abschluss ist noch ein kleines Hündchen. Während die Lutznys in der sechsten Saison schon zum festen Ensemble des Circus Pikard gehören, ist Maximilian Renz ein Neuzugang. Er kommt vom deutschen Circus Max Renz aus Wesel. In einer recht kompakten Darbietung zeigt er seine Kraft und sein Können am Flying Pole. Nach verschiedenen Posen rutscht er kopfüber die Stange hinunter, sich nur mit den Beinen haltend, die Hände hinter dem Rücken – und rechtzeitig stoppend.


Elisabeth Axt, Sharon Pellegrini, Duo TN

Wieder einmal im Circus Pikard zu Gast ist Elisabeth Axt, ebenfalls mit einer recht kurzen Nummer. Sie widmet sich Handständen, dies auf einem schönen, LED-beleuchteten Requisit mit zunächst einem, dann zwei Handstäben. Am Ende lässt sie geschickt eine lange Stange auf ihren Füßen kreisen, während sie auf Händen steht. Der bekannten Reprise, wie ein Stofftier zum „Reifensprung“ gebracht wird, gewinnt Clown Mathieu neue, kreative Seiten ab. Auch Sharon Pellegrini bleibt nicht viel Zeit für ihre Luftakrobatik an einem Metallwürfel. In ihrem schönen roten Kostüm mit schwarzen Verzierungen zeigt sie zunächst ihre Beweglichkeit mit Figuren am still hängenden Würfel, dann dreht sie sich mitsamt dem Requisit rasant um die eigene Achse. Erst nach der Sommerpause 2024 kam das ungarisch-moldawische Duo TN, bestehend aus Tomas und Ehefrau Natalia, zum Circus Pikard. Da ist es nur nachvollziehbar, dass ihre Darbietungen noch einmal im Programm vertreten sind. Mit ihren Kostümillusionen sorgen die beiden für die Pausennummer. 14 Outfits werden in gerade einmal vier Minuten präsentiert, bis hin zum Kleiderwechsel im Flitterregen. Der männliche Partner tauscht den weißen Anzug zu Beginn gegen ein Outfit im Streetstyle.


Sabrina und René Lutzny, Mathieu, Tomas

Sie im Dirndl, er in Lederhosen – so stellen uns Sabrina und René Lutzny ihre Ziegen vor. Begleitet von alpiner Musik zeigen die Tiere ihre Balancierkünste beispielsweise beim Balkenlauf oder begeben sich auf die Hinterbeine. Poetisch wird es, wenn Mathieu auf Seifenblasen scheinbar mit seinem Taktstock musiziert; herzlich lachen lässt sich dagegen, wenn er zwei Erwachsene und vier Kids aus den Publikumsreihen beim Glockenspiel dirigiert. Nachdem Tomas und Natalia zunächst zwei Metall-Quadrate blitzschnell kreisen lassen, wechselt der männliche Partner des Duos TN zur Kubusjonglage. Mal dreht die Spitze des Gestells auf seinem Kopf, mal bewegt er sie mit den Händen. Die ganze Darbietung wird mit dunklen Umhängen in düster-mystischer Atmosphäre präsentiert.


John Lutzny, Maximilian Renz, Gloria Guti

Doch natürlich sind wir bei Pikard, und so erwartet uns nun gleich wieder eine ordentliche Portion gute Laune, wenn der 16-jährige John Lutzny als Cowboy erst laut die Peitschen knallen und dann die Lassos drehen lässt. Ob er nun zwei Lassos gleichzeitig bewegt, durch ein rotierendes Lasso springt oder ein Seil zur Riesenschlaufe formt, sein Auftritt kommt hervorragend an. Für mächtig Stimmung sorgen zudem der Dance-Hit „Cotton Eye Joe“ wie auch Sabrina Lutzny und Sharon Pellegrini, die im Hintergrund in Kleidern im Wildwest-Stil tanzen. Auch wenn alles „was das Herz begehrt“ versprochen wurde, auf die großen, thematischen Schaubilder mit dem ganzen Ensemble und verschiedenen artistischen Disziplinen warten wir in dieser Saison vergeblich. Schade, denn diese haben die Pikard-Programme über Jahre besonders geprägt. Ansätze davon gibt es diesmal nur im Opening und in der nun folgenden Darbietung. Hier verwandelt sich Maximilian Renz zu passender Filmmusik in den legendären Agenten James Bond. An Strapaten wickelt er sich kraftvoll auf und ab oder schwebt gekonnt in einer Waage, während Elisabeth Axt und Gloria Guti rechts und links von ihm mit Akrobatik an Tüchern überzeugen, Abfaller inklusive. Der ganze Auftritt des Trios ist in schwarz weiß-gehalten und findet reichlich Applaus. Gloria Guti ist übrigens Alexander Schnellers Nichte, die Tochter seiner Schwester Romana, und nach fünf Jahren Pause sowie Berufsausbildung an einer Modeschule zum Pikard zurückgekehrt.


Wally, Joel Lutzny

Farbenfroh – mit blauer Latzhose, gelbem T-Shirt und pinker Fliege – ist das Kostüm von Clown Wally, im echten Leben Sohn des Artistenduos TN. Der junge Mann soll zunächst die Manege reinigen und geht dann auf Fliegenjagd. Er gefällt mit seinem sympathischen Auftreten und ausgeprägten Mienenspiel. Ein hohes Podest, darauf vier Flaschen und auf diesen ein Turm aus sieben Stühlen, einer von ihnen schräg gestellt: Auf dieses Konstrukt wagt sich Joel Lutzny in einem wahren Circus-Klassiker, cool mit Jeans und offenem weißen Hemd, vernünftigerweise nicht ohne Longensicherung.


Julie Jookke, Alexander Schneller, Mathieu

Nicht nur neu bei Pikard, sondern eine Neuentdeckung auch für uns ist die belgische Künstlerin Julie Jookke. Mit vielen Tattoos, Piercings und im hautengen, schwarz-roten Outfit verkörpert sie einen ganz eigenen, geheimnisvollen Typ Frau. In ihrer starken Darbietung kombiniert sie Zopfhänge mit kontorsionistischen Bewegungen. Von Alexander Schneller wird sie in die Manege geleitet. Der Direktor ist auch wieder in der Schlussnummer vertreten. Er jongliert in der abgedunkelten Manege effektvoll mit bis zu fünf LED-beleuchteten Keulen, wobei diese auch noch die Farben wechseln. Eröffnet wird die Darbietung von Natalia, die einen LED-Stab kunstvoll kreisen lässt. Für eine stimmungsvolle Überleitung zum Finale sorgt schließlich Mathieu mit seinem Glockenspiel. Das musikalische Motiv von „Never Enough“ ertönt nochmal im Finale, womit ein Bogen zum Beginn der Vorstellung geschlagen wird. In wunderbaren Kostümen, jedes mit herrlichem Kopfschmuck, zeigen sich die Damen des Ensembles.

Nach zweieinhalb Stunden schwungvoller, fröhlicher Unterhaltung spendet das Publikum kräftigen Applaus. Viele bleiben noch zur Autogrammstunde am Artisteneingang. Für diese nimmt sich das Ensemble trotz des direkt anschließenden Abbaus Zeit, bis alle Wünsche nach Unterschriften im aufwendig gestalteten Programmheft sowie nach Fotos mit den Manegenstars erfüllt sind. Ein Beitrag dazu, dass die kleinen und großen Gäste auch nach 36 Saisons Jahr für Jahr gerne wiederkommen.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll