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Auch wenn
der Circus Pikard ein familiäres Unternehmen ist, darf sich
Direktor Alexander Schneller in diesem Jahr über einen der
bekanntesten Clowns in seinem Ensemble freuen. Mathieu, den wir
bei Arlette Gruss, Royal oder im Ravensburger Weihnachtscircus
kennen lernen durften, sorgt nun im Pikard für Heiterkeit.
  
Mathieu, Sharon Pellegrini und Ensemble, Alexander Schneller
Gleich im
Prolog zur Vorstellung fordert er „sehr großen Applaus“, wenn
der Herr Direktor hereinkommt. Und den bekommt Alexander
Schneller natürlich, der das Publikum freundlich begrüßt. „Vom
Pikard kann es nie genug geben“, ruft er und „Never enough“ aus
dem Greatest-Showman-Soundtrack liefert die Begleitung zum
großen Opening. Dies zunächst im musikalischen Original, später
in einer schnellen Version im Disco-Style. Hierzu erleben wir
Sabrina Lutzny mit Balancen auf dem Drahtseil, nach dem
Musikwechsel dann Gloria Guti mit Akrobatik in einem rotierenden
Ring auf einem Metallständer sowie Sharon Pellegrini, die auf
temperamentvolle Weise die Hula-Hoop-Reifen drehen lässt. Dazu
tanzt das Ensemble in der Manege, die Damen in wunderbaren
Livrees, die über und über mit Circus-Pikard-Logos bedruckt
sind.
  
Joel
und Sabrina Lutzny, Maximilian Renz
Dass er
„nur ein bisschen“ jonglieren kann, demonstriert uns Mathieu als
Übergang zu ersten Nummer. Joel Lutzny dagegen hat sich eine
große Jonglagenummer erarbeitet, in welcher der 19-Jährige als
Gentleman im eleganten Outfit mit karierter Hose, passender
Weste und Hemd auf und vor einem großen Billardtisch arbeitet.
Seine Requisiten sind bis zu sieben Bälle und bis zu fünf
Keulen, letztere in Form von Weinflaschen gestaltet. Und ein
Billardstock, den er senkrecht auf dem Kopf balanciert, während
er gleichzeitig mit drei Keulen jongliert. Zum Abschluss fängt
er seine Jonglierbälle in einem Netz, das auf Gürtelhöhe hinter
seinem Rücken befestigt ist. Seit 2020 reist der junge Mann mit
dem Circus Pikard, kam damals mit seinen Eltern und Geschwistern
zu dem Unternehmen. Nun möchte er baldmöglichst als
selbständiger Artist Karriere machen. Nach einer Reprise von
Mathieu, der einen imaginären Ball in einer Tüte fängt, gehört
die Manege Joels Mutter Sabrina Lutzny. Ihre „Paw Patrol“
besteht aus zwei Hunden, die sie auf fröhliche Weise zu
verschiedenen Sprüngen sowie dem Lauf zwischen ihren Beinen
hindurch oder auf und durch eine rollende Tonne animiert.
„Special Guest“ zum Abschluss ist noch ein kleines Hündchen.
Während die Lutznys in der sechsten Saison schon zum festen
Ensemble des Circus Pikard gehören, ist Maximilian Renz ein
Neuzugang. Er kommt vom deutschen Circus Max Renz aus Wesel. In
einer recht kompakten Darbietung zeigt er seine Kraft und sein
Können am Flying Pole. Nach verschiedenen Posen rutscht er
kopfüber die Stange hinunter, sich nur mit den Beinen haltend,
die Hände hinter dem Rücken – und rechtzeitig stoppend.
  
Elisabeth Axt, Sharon Pellegrini, Duo TN
Wieder
einmal im Circus Pikard zu Gast ist Elisabeth Axt, ebenfalls mit
einer recht kurzen Nummer. Sie widmet sich Handständen, dies auf
einem schönen, LED-beleuchteten Requisit mit zunächst einem,
dann zwei Handstäben. Am Ende lässt sie geschickt eine lange
Stange auf ihren Füßen kreisen, während sie auf Händen steht.
Der bekannten Reprise, wie ein Stofftier zum „Reifensprung“
gebracht wird, gewinnt Clown Mathieu neue, kreative Seiten ab.
Auch Sharon Pellegrini bleibt nicht viel Zeit für ihre
Luftakrobatik an einem Metallwürfel. In ihrem schönen roten
Kostüm mit schwarzen Verzierungen zeigt sie zunächst ihre
Beweglichkeit mit Figuren am still hängenden Würfel, dann dreht
sie sich mitsamt dem Requisit rasant um die eigene Achse. Erst
nach der Sommerpause 2024 kam das ungarisch-moldawische Duo TN,
bestehend aus Tomas und Ehefrau Natalia, zum Circus Pikard. Da
ist es nur nachvollziehbar, dass ihre Darbietungen noch einmal
im Programm vertreten sind. Mit ihren Kostümillusionen sorgen
die beiden für die Pausennummer. 14 Outfits werden in gerade
einmal vier Minuten präsentiert, bis hin zum Kleiderwechsel im
Flitterregen. Der männliche Partner tauscht den weißen Anzug zu
Beginn gegen ein Outfit im Streetstyle.
  
Sabrina
und René Lutzny, Mathieu, Tomas
Sie im
Dirndl, er in Lederhosen – so stellen uns Sabrina und René
Lutzny ihre Ziegen vor. Begleitet von alpiner Musik zeigen die
Tiere ihre Balancierkünste beispielsweise beim Balkenlauf oder
begeben sich auf die Hinterbeine. Poetisch wird es, wenn Mathieu
auf Seifenblasen scheinbar mit seinem Taktstock musiziert;
herzlich lachen lässt sich dagegen, wenn er zwei Erwachsene und
vier Kids aus den Publikumsreihen beim Glockenspiel dirigiert.
Nachdem Tomas und Natalia zunächst zwei Metall-Quadrate
blitzschnell kreisen lassen, wechselt der männliche Partner des
Duos TN zur Kubusjonglage. Mal dreht die Spitze des Gestells auf
seinem Kopf, mal bewegt er sie mit den Händen. Die ganze
Darbietung wird mit dunklen Umhängen in düster-mystischer
Atmosphäre präsentiert.
  
John
Lutzny, Maximilian Renz, Gloria Guti
Doch
natürlich sind wir bei Pikard, und so erwartet uns nun gleich
wieder eine ordentliche Portion gute Laune, wenn der
16-jährige John Lutzny als Cowboy erst laut die Peitschen
knallen und dann die Lassos drehen lässt. Ob er nun zwei Lassos
gleichzeitig bewegt, durch ein rotierendes Lasso springt oder
ein Seil zur Riesenschlaufe formt, sein Auftritt kommt
hervorragend an. Für mächtig Stimmung sorgen zudem der Dance-Hit
„Cotton Eye Joe“ wie auch Sabrina Lutzny und Sharon Pellegrini,
die im Hintergrund in Kleidern im Wildwest-Stil tanzen. Auch
wenn alles „was das Herz begehrt“ versprochen wurde, auf die
großen, thematischen Schaubilder mit dem ganzen Ensemble und
verschiedenen artistischen Disziplinen warten wir in dieser
Saison vergeblich. Schade, denn diese haben die Pikard-Programme
über Jahre besonders geprägt. Ansätze davon gibt es diesmal nur
im Opening und in der nun folgenden Darbietung. Hier verwandelt
sich Maximilian Renz zu passender Filmmusik in den legendären
Agenten James Bond. An Strapaten wickelt er sich kraftvoll auf
und ab oder schwebt gekonnt in einer Waage, während Elisabeth
Axt und Gloria Guti rechts und links von ihm mit Akrobatik an
Tüchern überzeugen, Abfaller inklusive. Der ganze Auftritt des
Trios ist in schwarz weiß-gehalten und findet reichlich Applaus.
Gloria Guti ist übrigens Alexander Schnellers Nichte, die
Tochter seiner Schwester Romana, und nach fünf Jahren Pause
sowie Berufsausbildung an einer Modeschule zum Pikard
zurückgekehrt.
 
Wally,
Joel Lutzny
Farbenfroh
– mit blauer Latzhose, gelbem T-Shirt und pinker Fliege – ist
das Kostüm von Clown Wally, im echten Leben Sohn des
Artistenduos TN. Der junge Mann soll zunächst die Manege
reinigen und geht dann auf Fliegenjagd. Er gefällt mit seinem
sympathischen Auftreten und ausgeprägten Mienenspiel. Ein hohes
Podest, darauf vier Flaschen und auf diesen ein Turm aus sieben
Stühlen, einer von ihnen schräg gestellt: Auf dieses Konstrukt
wagt sich Joel Lutzny in einem wahren Circus-Klassiker, cool mit
Jeans und offenem weißen Hemd, vernünftigerweise nicht ohne
Longensicherung.
  
Julie
Jookke, Alexander Schneller, Mathieu
Nicht nur
neu bei Pikard, sondern eine Neuentdeckung auch für uns ist die
belgische Künstlerin Julie Jookke. Mit vielen Tattoos, Piercings
und im hautengen, schwarz-roten Outfit verkörpert sie einen ganz
eigenen, geheimnisvollen Typ Frau. In ihrer starken Darbietung
kombiniert sie Zopfhänge mit kontorsionistischen Bewegungen. Von
Alexander Schneller wird sie in die Manege geleitet. Der
Direktor ist auch wieder in der Schlussnummer vertreten. Er
jongliert in der abgedunkelten Manege effektvoll mit bis zu fünf
LED-beleuchteten Keulen, wobei diese auch noch die Farben
wechseln. Eröffnet wird die Darbietung von Natalia, die einen
LED-Stab kunstvoll kreisen lässt. Für eine stimmungsvolle
Überleitung zum Finale sorgt schließlich Mathieu mit seinem
Glockenspiel. Das musikalische Motiv von „Never Enough“ ertönt
nochmal im Finale, womit ein Bogen zum Beginn der Vorstellung
geschlagen wird. In wunderbaren Kostümen, jedes mit herrlichem
Kopfschmuck, zeigen sich die Damen des Ensembles. |