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Circus Monti - Tour 2025
www.circus-monti.ch ; 179 Showfotos

Basel, 31. August 2025: Auch 2025 entführt uns der Circus Monti mit einer neuen Produktion in eine geheimnisvolle Welt. Diesmal werden wir in einen ganz besonderen Secondhand-Laden mitgenommen. „Bric Brac“ ist der Titel des Programms, vom französischen Wort „Bric-à-Brac“ für Trödelwaren, die auf Straßen- und Flohmärkten angeboten werden. Das Bühnenbild zeigt zunächst einen großen, geschlossenen Kommodenschrank, der mit Kassetten und Blumenmotiven verziert ist. Zwei Figuren mit Masken, die uns ein wenig an Mummenschanz denken lassen, klappen diesen auf.

Und schon blicken wir mitten hinein in den Laden. Wir können eine Stehlampe und zwei Schaufensterfiguren entdecken, außerdem Kleiderständer mit allen möglichen Textilien. An den Wänden hängen Bilder, eine Kastenuhr, ein Schaukelpferd und Regale mit weiteren Gegenständen.


Maskenfiguren öffnen den großen Schrank, eine Artistin steigt aus der Truhe, Marceau Bidal schwebt an Strapaten

Auf Rollen werden weitere Möbelstücke hereingefahren – der Clown entsteigt einem Kleiderschrank, der Jongleur einer Kommode, die Fahrrad-Artistin einer Truhe. Das zwölfköpfige Ensemble zieht uns mit seinem Tanz hinein in die Geschichte – mal gemeinsam lachend, mal sich alle kratzend. Ob es sie wohl juckt, weil in den Waren aus zweiter Hand ein paar Flöhe stecken? Perfekt in die Szenerie fügt sich die Darbietung des Franzosen Marceau Bidal. Seine Arbeit an den Strapaten hat er in eine Geschichte gekleidet. Sie zeigt ihn zunächst beim Lesen in vergessenen Liebesbriefen am Schreibtisch, zum Ende seiner Darbietung dann in einem Wirbel inmitten eines Sturms der losen Blätter, die so viele Erinnerungen bedeuten. Dazwischen gibt es kraftvolle Posen, Schwünge und Überschläge zu bewundern. Eine Besonderheit ist, dass die Strapatenbänder über eine Rolle verbunden sind und so in asymmetrischer Weise verwendet werden können.


Duo Cirkoscopik, Merlin Matthewson, Frédéric Langevin und Charlotte Cayer

Die heruntergefallenen Briefe wieder einzusammeln, dieser Aufgabe widmet sich das Komikerduo dieser Show. Joaquim Verrier (Frankreich) und Emma Verhaeghe (Belgien) alias Duo Cirkoscopik, eigentlich ausgebildete Artisten mit Abschluss in Montréal, haben hier zwei klassische Clownsfiguren geschaffen. Bunte Kleider, rote Nasen und weiße Schminke um Mund und Augen sorgen für ein traditionelles und zugleich zeitgemäßes Bild, eine Symbiose von früher und heute. Die Beseitigung der Briefe wird mehrfach zunichte gemacht, indem sie und er ihren großen Sammelkorb „versehentlich“ auf den Kopf drehen und eben wieder von neuem beginnen müssen. Letztendlich klappt es doch, wenigstens kurzzeitig alle einzusammeln; die letzten Blätter befördert Emma im Handstand in den Korb. Als sie ein weiteres Mal ausgekippt sind, befördert der kanadische Jongleur Merlin Matthewson diese in einen Schrank. Und zeigt uns gleich darauf sein Können. Im 70er-Jahre-Outfit mit buntem Hemd und passendem Stirnband sowie mit Jeans-Schlaghose und Denim-Weste beschränkt er sich auf die Arbeit mit fünf Keulen. Diese jedoch bewegt er in sehr außergewöhnlichen, tänzerisch-exzentrischen Wurfmustern, beispielsweise zwischen seinen Beinen hindurch. Passenderweise ist die Musikbegleitung dazu sehr reduziert. Natürlich gibt es in einem Seconhand-Shop auch Kleider. Wie man diese rasant anprobiert, zeigen Frédéric Langevin und Charlotte Cayer in einer kurzen Quickchange-Darbietung. Sie wechselt zweimal das Outfit, er einmal – dies auch bei einem kurzen Gang zwischen den beiden, üppig mit Textilien behängten Kleiderständern hindurch.


Ensemble, Duo Cata und Jay

Daraus entwickelt sich ein Rennen des gesamten Ensembles in Zeitlupe, bei dem es um die Jagd nach den besten Stücken aus einem Klamottenhaufen geht. Nach einem fröhlichen Tanz mit den Textilien fungiert Joanna Lokaichuk im Handstand als menschlicher Kleiderständer. Ein nicht ganz intaktes „Fahrrad“ finden Catarina Vilas und Gabriel Lorenzo Pereira de Souza Chagas aus Brasilien – in Kurzform das Duo Cata und Jay – im Brockenhaus, wie die Schweizer zu Second-Hand-Läden sagen. Sie zeigen ihre Kunst auf einem Einrad und mit einem separaten, daran nicht befestigten Lenker. Mit Augenzwinkern wird eine vermeintliche „Ungeschicklichkeit“ zur Schau gestellt. Wenn sie auf seinem Kopf sitzt, während er auf dem Einrad fährt, und dann nach einem gespielten Sturz in seinen Armen gefangen wird oder wenn sie später im freien Stand auf seinem Kopf balanciert, dann wird doch deutlich, dass hier großes Können erforderlich ist. Im ersten Teil der Nummer wird auf eine musikalische Begleitung verzichtet. Das Duo kommt glänzend an und erntet letztlich riesigen Jubel.


Frédéric Langevin und Matthieu Larose, Ensemble

Die nächsten Second-Hand-Gegenstände, um die es geht, sind zwei graue „Matratzen“, die von den Clowns herbeigeschleppt und zum Klettern genutzt werden. Die beiden Kanadier Frédéric Langevin und Matthieu Larose verwenden die Requisiten für ein akrobatisches Potpourri, beginnend bei einem Sprung über einen der Quader in ein Hand-auf-Hand. Es folgen Elemente einer Kaskadeur-Nummer und auch welche der ikarischen Spiele. Der auf dem Rücken liegende Matthieu wirbelt Frédéric mit den Füßen durch die Luft. Vor der Pause staunen wir noch über ein klein wenig Magie: Aus einer Kommode mit drei Schubladen tauchen – so scheint es – unten Catas Beine, in der Mitte ihre Hände und oben ihr Kopf auf. Doch plötzlich rutschen ihr Kopf und ein Arm in der obersten Schublade nach rechts, während der Rest des Körpers links verweilt!


Duo Up’n’Down, Charlotte Cayer, Duo Cirkoscopik

Das Clownsduo Cirkoscopik empfängt uns zum Beginn der zweiten Hälfte. Wunderbare Sympathieträger sind die beiden, fröhlich und freundlich. In dieser Szene möchte Joaquim mit Zigarrenkisten jonglieren, doch Emma versucht immer wieder, ihn mit ihrem Trompetenspiel zu erschrecken. Natürlich auf liebenswerte Weise. Nach so viel Heiterkeit wird es wieder geheimnisvoll – die beiden Schaufensterpuppen erwachen zum Leben. Sie werden zu Laurine Dumora (Frankreich) und Dimitri Terribilini (Schweiz), die als Duo Up’n’Down gemeinsam den Chinesischen Masten erklimmen. Und das Publikum erstaunt aufschreien lassen, wenn sie – ineinander verschlungen – kopfüber die Stange hinuntersausen. Die beiden begeistern mit kraftvollen, auch außergewöhnlichen Tricks. Zum Beispiel, wenn sie in waagrechter Position den Mast „hinunterläuft“, während er sie am Becken fasst, sich selbst nur mit seinen Beinen am Mast haltend. Eindrucksvoll auch Dimitris freier Stand auf dem Oberkörper der Partnerin, die sich am Pole festklammert. Joaquim beweist uns noch, dass er auch mit vier Zigarrenkisten jonglieren kann, selbst wenn ihm Emma weitere Streiche spielt. In einer wunderbaren Ensemblenummer „trommeln“ die Artistinnen und Artisten mit ihren Händen rhythmisch auf der Oberfläche von aneinander gereihten Kisten, hinter denen sie sitzen. Nur ihre Hände werden beleuchtet. Ein Bild, das uns dank der Synchronität der Bewegungen an die Girl-Reihe im Berliner Friedrichstadt-Palast denken lässt. Das fünfköpfige Orchester spielt wie gewohnt im typisch verträumten Monti-Sound, diesmal auf einem Podium über der Szenerie. Von dort schwingt sich Charlotte Cayer zu ihrer Tüchernummer in die Luft. Sie zeigt quasi Akrobatik „am alten Bettlaken“, einem weiteren Fundstück aus diesem speziellen Ladengeschäft. Begleitet von ruhiger Musik, wagt sie beispielsweise einen Abfaller in den Fußhang, hält sich nur in einem Ellenbogen am Tuch und schwebt im Spagat zwischen den Stoffbahnen. Mit der Tücke des Objekts zu kämpfen haben die Clowns, bis endlich die Liedblätter planmäßig am Notenständer befestigt sind. Dann musizieren sie gemeinsam, eng umschlungen: Er bedient das Akkordeon, das sie hinter den Rücken geschnallt hat, während sie die Trompete bläst.


Joana Lokaichuk, Ensemble, Finale mit Mario Muntwyler

Joana Lokaichuk aus Deutschland hat 2023 die Berliner Artistenschule absolviert. Handstandnummern werden dort viele produziert, doch sie hat sich einen besonderen Clou überlegt, kreiselt zunächst rasant auf einer drehbaren Platte und wechselt dann zu klassischer Equilibristik auf langen Handstäben. Auch diese drehen sich auf der Platte im Kreis, was zusätzliche Effekte kreiert. Ihr Requisit ist in eine Art sechseckigen Schrank eingebaut, so dass auch hier der Bezug zum Thema der Show hergestellt wird. Nochmal wird nun eine Prise Magie serviert – ein Lampenschirm schwebt frei über dem Ständer neben einem Sessel und wird von einer der Maskenfiguren vom Anfang sanft zu seinem Platz dirigiert. Vor dem Finale erleben wir nochmals das gesamte Ensemble in einer speziell für Monti kreierten Nummer. Reifenspringen, Drei-Personen-Hoch, Hand-auf-Hand-Akrobatik und Handvoltigen werden schwungvoll und mit guter Laune präsentiert. Im Finale gesellt sich Monti-Junior Mario Muntwyler zu dem Völkchen im Brockenhaus. Im Sessel sitzend, liest er aus losen Blättern. Und stellt dabei die Verbindung her zwischen der Welt der Trödel-Läden und der des Circus – in beiden Fällen geht es darum, das Vorgefundene, das Traditionelle aus der Vergangenheit anzunehmen und es für aktuelle Zwecke anzupassen, mit innovativen Elementen zu versehen.


Wagen, Bogenmastenchapiteau, Kasse auf der Basler Rosentalanlage

So wie der Circus Monti das nostalgische Flair seiner herrlich gepflegten Circuswagen mit einem klimatisierten Bogenmasten-Chapiteau auf dem neuesten Stand und bequemen Klappsitzen im Inneren kombiniert. Und Programme kreiert, die „Neuer Circus“ sind und doch auch bezaubernd nostalgisch wirken. Wir tauchten auf der Basler Rosentalanlage in diese zauberhafte Welt ein.

Tosender Applaus im restlos ausverkauften Zelt für die Show „Bric Brac“, die – wie schon das Vorjahresprogramm – Szenen zu einem thematischen Motiv lose aneinanderreiht, ohne eine durchgehende Geschichte im engeren Sinne zu erzählen. Liebevoll gestaltet, gewohnt hochwertig und äußerst originell. Hinter dem Erfolg steht nicht nur die Familie von Johannes Muntwyler, seiner Partnerin Armelle Fouqueray und seinen drei Söhnen Tobias, Mario und Nicola, sondern auch das Kreativteam mit Andreas Manz und Bernhard Stöckli („Compagnia Due“) für Konzept und Regie, Choreograph Vincent Jutras, Kostümbildnerin Barbara Tschumi, Lichtdesigner Jasper Baan Hofman und Komponist Lukas Stäger.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll