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Magyar Nemzeti Cirkusz - Tour 2025
www.magyarnemzeticirkusz.hu ; 156 Showfotos

Balatonlelle, 13. August 2025: Einmal rundum erneuert hat sich der Magyar Nemzeti Cirkusz – der Ungarische Nationalcircus – der Familie Richter in den vergangenen Jahren. Auf den neuen, modernen Kassenwagen mit seiner LED-Leuchtschrift folgte 2023 eine komfortable Sitzeinrichtung. Sie bietet ansteigende Reihen bereits in den Logen und dort gepolsterte Einzelsitze. Auf der Tribüne stehen Klappsitze zur Verfügung. Zum Ende der Saison 2024 wurden auch noch ein neues Chapiteau und das passende Vorzelt in den Landesfarben weiß, grün und rot angeschafft.

Insgesamt wird deutlich, dass das Unternehmen der Familie Richter zur Spitzengruppe der reisenden Circusse in Europa gehört. Für uns ist es das erste Mal, dass wir die neuen Zeltanlagen betreten – beim traditionellen, zweimonatigen Sommergastspiel des Magyar Nemzeti Cirkusz auf seinem eigenen Grundstück an der Landesstraße M 7 im Familien-Urlaubsort Balatonlelle am Ufer des Plattensees.


Der Ungarische Nationalcircus mit neuen Zeltanlagen in Balatonlelle

Das Vorzelt ist innen mit weißen Stoffbahnen dekoriert, das Ambiente einladend. An den Verkaufsständen werden Getränke, eine Auswahl Snacks und zahlreiche Souvenirs angeboten. Im Freien steht außer dem bekannten Toilettenwagen nun auch eine neue Sanitäranlage in einem Container mit 14 Kabinen für Frauen und Männer gleichermaßen zur Verfügung.


Flaggenparade, Truppe Cheban, Jozsef Richter jun.

„Lendület“, zu Deutsch „Schwung“, ist der Titel des aktuellen Programms. Er verspricht nicht zu viel. Begleitet von bunten Lichterspielen stimmt das fünfköpfige Orchester, das von Sängerin Imola Szábo begleitet wird, die Ouvertüre an. Im festlichen Ambiente des Hauptzeltes blicken wir auf sehr gut gefüllte Reihen rundherum. Die Stimmung bei den Gästen mit einem Klatschspiel anzuheizen, diese Aufgabe übernimmt zunächst Clown Christian Folco, der zum zweiten Mal in Folge mit dem Ungarischen Nationalcircus auf Tournee ist. Mit einer Flaggenparade stellt sich das Ensemble vor. Schon beim Einlass steht das Requisit der Truppe Cheban aufgebaut bereit, eine Russische Schaukel. Die vier Herren nutzen diese für gewagte Sprünge bis unter die Kuppel, ob nun beim Zweifachen mit Schraube, einem doppelten Rückwärtssalto oder dem dreifachen Salto. Gelandet wird jeweils auf der Matte. Dabei sind alle sichtlich mit Freude bei der Sache. Mit einer neuen Tiernummer überrascht Direktor Jozsef Richter jun. Sechs weiße Miniponys mit dunklen Punkten zeigen Lauffiguren wie in einer Pferdefreiheit, steigen aber auch mit den Vorderbeinen auf die Piste, drehen sich auf Postamenten, springen über Hürden und durch Reifen oder wagen sich auf eine Wippe. Ebenso legen sie sich zum „Schlafen“ ab, begleitet von einem Gute-Nacht-Lied. Verschiedene Steiger bilden den Abschluss dieser Nummer, die einem bestens bekannten Vorbild folgt. Im Hintergrund assistiert Jozsef Richters Lebensgefährtin Ludmila Valla Bertini, die 2024 mit ihrer Antipoden-Nummer im Programm war. Ihre Eltern sind die Salvini-Clowns. Im Dezember erwartet das Paar sein erstes Kind, einen Sohn.


Lusesita Farrell, Rudi Althoff, Stefan Dvorak

Lusesita Farrell ist eine höchst attraktive junge Frau mit strahlendem Lächeln. Sie präsentiert sich zunächst mit einer Luftnummer an Ketten, die sie wie Strapaten einsetzt. So wickelt sie sich daran auf und ab, stürzt sich in einen Abfaller zum Fußhang oder schwebt im Spagat. Sonderlich angenehm dürfte der Ersatz der üblichen Stoffbänder durch Metall dabei nicht sein. Für einen Wow-Effekt zum Abschluss ist gesorgt, wenn sie sich im Genickhangwirbel dreht, in jeder Hand eine lange Fackel. Wir staunen über das feurige Bild und spüren die Hitze auf der Haut. Tierlehrer Alexandro Jostmann ist in dieser Saison vom reisenden Circus der Familie Richter zu ihrem Safaripark gewechselt und bereitet dort neue Pferdedressuren vor. Dafür ist erstmals Rudi Althoff mit auf Tour. Bei seiner Hundenummer erleben wir ihn, wie wir ihn kennen: als echte Rampensau. Mit seinem offensiven, extrovertierten Auftreten reißt er jedes Publikum mit. Seine drei Vierbeiner springen durch Reifen oder zwischen seinen Armen hindurch, rollen sich am Boden, laufen Achten und bringen Hürden hinter sich. Während Christian Folco auf seinen Fahrrad mit zahlreichen Hupen eine Runde zwischen Loge und Tribüne dreht, wird die Manege hergerichtet für den ersten artistischen Höhepunkt des Programms. Diesen liefert der junge Österreicher Stefan Dvorak, den wir mit seinem Rola-Rola-Act erstmals 2017 als Gast in einer Vorstellung des Circus Pikard und dort dann 2020 im regulären Saisonprogramm sahen. Das Autogramm von Eddy Carello auf dem untersten Zylinder seiner Requisiten verrät gut sichtbar, wer dort zu einem wichtigen Lehrmeister für ihn wurde. Er arbeitet klassisch im blauen Anzug und zu „Rolling on a River“. Unter anderem dreht er sich auf einem Turm aus fünf stehenden und liegenden Zylindern, mit drei Keulen jonglierend, um die eigene Achse. Nach der Balance auf sechs gestapelten Bänken erntet er bereits rhythmischen Applaus, doch sein Schlusstrick folgt erst noch: Er erklimmt einen beeindruckend hohen Turm aus drei mal drei stehenden Zylindern mit zwei liegenden Zylindern dazwischen und hält sich auf diesem fragilen Konstrukt. Bravo!


Jozsef Richter jun., Lusesita und Matteo

Nachdem Jozsef Richter jun. in den vergangenen Saisons seinen großen, schwarz-weißen Achterzug zeigte, gibt es in diesem Jahr keine „komplette“ Pferdefreiheit. Den Dressurblock vor der Pause leitet er stattdessen mit einem schwarzen Schulpferd am langen Zügel ein. Darauf folgt eine flotte Laufarbeit von vier Kamelen, deren braune Prunkdecken schön auf die edle Jacke des Vorführers abgestimmt sind. Auf ihr prangen rechts seine Initialen RJ. Mit drei Schimmeln und ihren temperamentvollen Steigern, in der Gruppe und einzeln, findet die Nummer ihren Abschluss. Als Star-Attraktion aus dem Cirque d’Hiver Bouglione kündigt Moderator Réz Tamás die Polen Lusesita und Matteo an, die im vergangenen Winter in dem Pariser Circusbau engagiert waren. Auch in Ungarn ist es ihre Aufgabe, mit ihrer Perche-Akrobatik den zweiten Programmteil zu eröffnen. Nicht nur ihre Kostüme erinnern an den Kinofilm „Greatest Showman“, das Paar zeichnet sich auch durch eine gehörige Portion Showmanship aus. Zunächst dreht sich Matteo einmal um sich selbst, während seine Partnerin sich am oberen Ende einer hohen Schulterperche auf einer schmalen Plattform im Spagat befindet. Später übersteigt er eine Leiter, während sie auf einer Stirnperche balanciert. In spektakulärer Weise dreht sie sich zum Abschluss im Genickhangwirbel um eine Perchestange, die er in einem Beckengurt trägt.


Christian Folco, Truppe Cheban

Seinen größten Auftritt hat Christian Folco gemeinsam mit vier Herren aus dem Publikum, die er zu einer „Rockband“ formiert. Bis Michael Jacksons „Beat it“ gespielt werden kann, kommt es zu einigen amüsanten Zwischenfällen – beispielsweise, wenn einer der Mitspieler mit dem ersten Schlag das Trommelfell der Pauke zum Reißen bringt. Außer ihrer Nummer an der Russischen Schaukel hat die Truppe Cheban noch eine weitere, originelle Darbietung mit nach Ungarn gebracht. Dabei schlagen die Moldawier auf großen Reifen sitzend Salti. Mal wird einer nach einem der Sprünge in einer Hand-auf-Hand-Position gefangen, mal lässt sich einer von Reifen zu Reifen katapultieren. Auch Seilspringen gehört zum Repertoire, und schließlich schlägt einer der Artisten einen Rückwärtssalto mit dem Reifen, der von zwei Kollegen in einer Handvoltigen-Position gehalten wurde.


Jozsef Richter jun. und mongolische Reiter

Im Indianerkostüm leitet Christian Folco über zur Schlussnummer. Nachdem die Jockeyreiterei der Truppe von Jozsef Richter im ungarischen Folklore-Stil jahrelang ein Fixpunkt der Programme war, werden wir nun in den Wilden Westen entführt. Die Titelmusik von „Bonanza“ begleitet ein neue Reiterbild, bei der das Dshigitenreiten im Vordergrund steht. Der Mongole Orgilbold Batbaatar sowie eine Landsfrau und ein Landsmann von ihm schießen nun mit Pfeil und Bogen im vollen Galopp auf ein Ziel in der Manegenmitte. Ebenso reiten sie in Kopfüber-Position seitlich am Pferd oder im Stehen. Noch eindrucksvoller wird es mit Jozsef Richters Salto von Pferd zu Pferd oder wenn – nun wieder von den Mongolen – um den Hals eines Pferdes geklettert wird oder Orgibold Batbaatar sich in liegender Position unter dem Bauch eines Pferdes hält und Logengäste abklatscht, während sein Partner oben quer auf dem Sattel liegt. Drei Mann auf einem Pferd, mal sitzend und mal liegend, gibt es zum Abschluss obendrein. Die im schönen Programmheft genannten ikarischen Spiele des Duo Nishan aus Afrika sind nicht zu sehen. Gewohnt ausgiebig zelebriert wird das Finale, dies mit der Präsentation aller Mitwirkenden, mit Tanz und Gesang. Hier findet sich auch noch Zeit für Jozsef Richters ikonischen Trick, bei dem er als Stehendreiter die ungarische Flagge schwenkt, über die Köpfe der Logengäste hinweg.

Schlussendlich verabschieden Jozsef Richter jun. und sen. ihre Gäste, ehe sich eine Autogrammstunde in der Manege anschließt. Auch mit einem in dieser Saison etwas kleineren Ensemble bleibt sich der Magyar Nemzeti Cirkus treu. Und so erfreuen nicht nur wir uns an dieser traditionellen, stimmungsvoll und atmosphärisch präsentierten Circusshow voller „Schwung“ – dem Programmtitel – mit dem Dreiklang aus hochwertigen Tierdressuren, Clownerie und starker Akrobatik. Auch das breite Publikum spendet am Ende nochmals kräftigen, begeisterten Applaus.

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Text: Markus Moll, Fotos: Tobias Moll