Dieses präsentiert die
Familie Pichler im gewohnt familiären Rahmen, im blau-weißen
Chapiteau, das von den frisch gestrichenen Circuswagen umringt
wird. Eben "einfach sympathisch", so auch das Motto dieser Tour.
Ein Handicap der Premierenvorstellung ist die an diesem Abend
noch fehlende Arbeitsgenehmigung für den ukrainischen
Keyboarder, so dass der Sound des Orchesters nicht ganz so voll
tönt wie gewohnt. Doch das Ensemble improvisiert gekonnt und
macht das Beste aus der Situation.
Ivette Gloria Maldonado
Nevarez, Yitbarek Worke, Mister Tomito
Aus der Vorsaison prolongiert
wurde der Franzose Thomy Leglise alias Clown Mister Tomito. Zu
Beginn der Vorstellung möchte er es sich im Bade-Outfit am Pool
mit Palmen in der Mitte der Manege gemütlich machen. Doch einige
Artistinnen schicken ihn weg. Tomito muss Platz machen für das
große Charivari, in dem das Ensemble Kostproben seines Könnens
zeigt. Zu „This is me“ aus dem Greatest-Showman-Soundtrack
erleben wir Keulenjonglage, Akrobatik am Flying Pole,
Hand-auf-Hand-Artistik, Tanz mit einem Gymnastikband und
kreisende Hula-Hoop-Reifen. Gleich für Stimmung sorgt der
äthiopische Keulenjongleur Yitbarek Worke mit seiner
freundlichen Art. Bis zu sechs Keulen lässt er in vielfältigen
Wurfmustern fliegen, allerdings nicht ohne Patzer. Die goldenen
Requisiten und das schwarze Kostüm mit golden schimmerndem
Besatz ergeben zusammen ein schönes Bild. Seine Variante der „Haifisch“-Reprise
präsentiert uns Mister Tomito. Dazu gehört die Einleitung mit
einem kleinen Striptease. Auch in dieser Saison stellt
Direktorin Nicole Pichler in versierter Weise drei Kamele vom
schwedischen Cirkus Olympia vor, zwei ausgewachsene, ältere
Exemplare und ein kleineres Jungtier. Gegenlauf, das Laufen zu
dritt nebeneinander oder das Abliegen sind Bestandteile des
Repertoires.
Duo Mamchych,
Yordanos und Hilina Yilina,
Truppe Perfect Move
Eine gemeinsame Luftakrobatik an
weißen Tüchern haben sich Yuriy Mamchych und Ehefrau Edita
erarbeitet. Mal hält er sie nur mit den Händen in ihrem Nacken,
mal trägt sie ihn. Dann wieder Soloparts – sie im Seitspagat, er
mit kraftvollem Aufwickeln –, die von gemeinsamen Flugpassagen
gefolgt werden. Viel Freude machen auch die Schwestern Yordanos
und Hilina Yilina mit ihren Antipodenspielen zu fröhlicher,
mitreißender Musik. Eine der Schwestern lässt vier Teppich auf
Händen und Füßen kreisen. Die andere tut es ihr gleich, dies
auch noch rücklings auf den ausgestreckten Beinen ihrer
Schwester, die dazu weitere zwei Teppiche auf den Händen
rotieren lässt. In seiner nächsten Szene erprobt Mister Tomito
die Geschicklichkeit eines Zuschauers beim Hut werfen, um dann
selbst gentleman-like mit drei Zylindern zu jonglieren. Drei
Herren in bunten, jeweils unterschiedlichen Harlekin-Kostümen
und eine Dame sorgen auf dem Fasttrack für die temporeiche
Pausennummer – genretypisch mit Salti und Sprüngen am laufenden
Band, dies auch über Partner hinweg.
Ivette Gloria Maldonado
Nevarez, Mister Tomito, Yitbarek Worke
Ivette Gloria Maldonado Nevarez
durften wir bereit in der Saison 2020 im Circus Harlekin erleben
– damals hatte Pedro Pichler ihre Schwungtrapez-Nummer erst
mitten im Finale platziert. „Solche Ideen habe ich, wenn ich
nachts nicht schlafen kann, und nicht schlafen kann ich viel“,
hatte er uns damals in seiner verschmitzten Art wissen lassen.
Heuer arbeitet die Mexikanerin direkt nach der Pause und
begeistert wiederum mit raumgreifenden Flügen, rasanten
Abfallern und Sprüngen sowie Festtagslaune im Gesicht, diesmal
zum temporeichen Song „I need a hero“. Volkstümlich wird es
dagegen, wenn Mister Tomito sich dem "Schwingen“ widmet, einen
dem Freistilringen verwandten, heimlichen Nationalsport der
Schweizer. Zunächst machen seine Mitspieler aus dem Publikum und
er sich fit mit Seilspringen (mit imaginärem Seil) und
Liegestützen, dann erleben wir ein Duell in Zeitlupe. Nochmals
jongliert Yitbarek Worke mit drei seiner goldenen Keulen,
nunmehr auf einem Turm aus drei liegenden und stehenden Rollen.
Rola Rola ist also seine zweite Disziplin. Dabei überquert er
balancierend auch eine Leiter. Nur relativ kurz gehalten wird
sein Schlusstrick, die Balance auf sieben stehenden und
liegenden Rollen.
Mister Tomito,
Nicole Pichler, Golden Trio
Mister Tomito mimt nun den
Bauern, der auf einem Schemel sitzend eingenickt ist. Flugs
schleicht ein Partner im Kostüm einer liebenswerten, gescheckten
Kuh heran und versucht, ihn zu bestehlen. Die Kinder im Publikum
sollen den Clown lautstark warnen – in der bestens besuchten
Abendpremiere leidet dieses Vorhaben unter dem recht hohen
Altersschnitt des Publikums. Man muss aber kein Prophet sein, um
einen Großerfolg in den Nachmittagsvorstellungen mit vielen Kids
vorherzusehen. Das Ende ist versöhnlich, wenn Landwirt und
Milchvieh gemeinsam ein Tänzchen wagen. 14 Saisons lang hatte
Susanne Mani für immer wieder neue Haustierdressuren in den
Harlekin-Programmen gesorgt. Nach ihrem Weggang stellt nun
Nicole Pichler selbst die zweite Tiernummer im Programm vor.
Vier Miniponys - Neuzugänge beim Circus Harlekin - werden von
ihr auf augenzwinkernde Weise zu rasanten Lauffiguren,
Hürdenspringen und Knicks angeleitet. Einfach außerordentlich
sympathisch wirken die drei „Golden Sisters“, namentlich die
Schwestern Yordanos, Hilina und Nuhamin aus Äthiopien. Mit
strahlenden Gesichtern zelebrieren sie die anspruchsvollen
Figuren ihrer Partner-Equilibristik. Dabei beweisen sie Kraft
und Können, Balance und Beweglichkeit.
Edita Mamchych,
Truppe Perfect Move, Nicole Pichler
Zu mitreißender Musik präsentiert
Edita Mamchych ihre Hula-Hoop-Nummer. In dieser lässt sie die
Reifen nicht nur um Arme, Rumpf und Beine kreisen, sondern
jongliert auch mit diesen – dies in effektvoller Weise auch mit
LED-beleuchteten Reifen im Dunkeln. Unser ebenso treuer wie
amüsanter Begleiter durchs Programm bleibt Mister Tomito. In
seiner letzten größeren Szene knipst er ein romantisches Foto
gemeinsam mit einer Dame aus dem Publikum. Deren Partner wird
dafür kurzerhand weggeschickt. Die drei Herren der Truppe
Perfect Move – ohne die Dame – begeistern zum Abschluss der Show
nochmal mit hohen Sprüngen, Pirouetten und Salti sowie
Platzwechseln von einer zur anderen Seite auf dem
Schleuderbrett. Mit einer letzten Reprise auf der Tribüne leitet
Mister Tomito ins Finale über, in dem Nicole Pichler mit
persönlichen Worten das Publikum verabschiedet. Den Tanz des
gesamten Ensembles hat wieder die Cousine der jungen
Circuschefin, die Eiskunstläuferin Lara Mierisch, einstudiert. |