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Zirkus Frank - Tour 2024
www.zirkus-frank.de ; 159 Showfotos

Norderstedt, 24. Mai 2024: Der “Zirkus Frank - Das Original” hat im Norden einen guten Klang. Gegründet vor knapp 50 Jahren von Harry Frank in Hamburg, reist das Unternehmen heute unter der Leitung von Joschi Frank mit Ehefrau Angelique. Die Tourneevorbereitung teilt sich Joschi Frank mit dem Mann seiner Schwester Charleen, also mit seinem Schwager Patrick Sperlich. Joschi Frank tritt jedoch nicht mehr in der Manege auf. Hinzu kommen die Kinder der beiden Paare, außerdem Patricks Bruder Daniel Sperlich sowie zwei engagierte Artisten,  nämlich Florian Mecaj aus Italien und seine ungarische Ehefrau Melinda. Gespielt wird in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

Bei unserem Besuch in Norderstedt erleben wir das Unternehmen wunderschön aufgebaut auf einem großen Wiesengelände. Zum rot-weißen, neuwertigen Chapiteau mit Frank-Schriftzug zwischen den beiden Masten kommen in den jeweils gleichen Farben ein großes, zusätzliches Vorzelt für den Besuch der Gesellschaft der Circusfreunde an diesem Tag mit 100 Personen, ein offenes Vorzelt mit der Kasse darunter und ein Eingangspavillon. Rot-weiß sind auch der hölzerne Frontzaun mit Lichterbögen sowie das halbe Dutzend Flaggen, mit dem Circusnamen bedruckt, das im Wind flattert.


Alejandro, Patrick und Charleen Sperlich

Im Chapiteau erwartet uns hinter den Logen ein neues Gradin, das erst zu dieser Saison geliefert worden ist. Insgesamt finden rund 350 Personen Platz. Schon beim Opening beweist die Lichtanlage, was in ihr steckt - die zumeist beweglichen Scheinwerfer sind an einem Ring unter der Kuppel, an den Masten und am Artisteneingang angebracht. Patrick Sperlich und sein Sohn Alejandro begrüßen das Publikum singend, mit Melodien aus dem “Greatest Showman”, aber in deutscher Sprache. Beide sind elegant in Hemd und Weste gekleidet. Auch Charleen Sperlich im stilvollen Gewand einer Zirkusdirektorin mit Zylinder hat ihren Auftritt, hierzu gibt es erste Kostproben in den Disziplinen Hula Hoop von ihrer Tochter Merrylou sowie Feuerschlucken von Patrick Sperlich. “Schließen Sie die Augen und sehen Sie eine ganze Welt entstehen”, lautet die Aufforderung. Dieser schließen wir uns gerne an.


Angelique Frank und Melinda Mecaj, Florian Mecaj, Merylou Sperlich

Angelique Frank und Melinda Mecaj haben sich als “Diamond Girls” eine Luftnummer an weißen Tüchern erarbeitet, in der sich Solo- und Duopassagen, Haltefiguren und Abfaller abwechseln. Florian Mecaj ist ein hervorragender Akrobat, doch zunächst erleben wir ihn als unterhaltsamen Clown. Im Sportoutfit bezieht er die Logengäste beim Basketballwerfen ein. Unterschiedliche Körbe von klein bis riesengroß sind das Ziel. Charmant und freundlich tritt Merrylou Sperlich auf, die uns nun mit der ausführlichen Version ihrer Hula-Hoop-Nummer erfreut. Gekonnt lässt sie die Reifen um Arme, Beine und Rumpf rotieren und setzt am Ende ein ganzes Bündel Reifen in Bewegung.


Allessio Frank und Patrick Sperlich, Jan Bühring und Florian Mecaj, Patrick und Merrylou Sperlich

Nun erfahren wir, dass sich leider einige Artisten im Stau befinden, die “Paw Patrol” muss helfen. Dahinter verbirgt sich in entsprechender Kostümierung die jüngste Generation der Familien Frank, Sperlich und Mecaj. Auf den Händen von Patrick Sperlich zeigen Evangeline (5) und Alessio Frank (7), Alejandro Sperlich (10) und Benny Mecaj (7),  was sie als Nachwuchsartisten bereits gelernt haben, beispielsweise Hand- und Kopfstände oder den Spagat. Nachdem er das Basketballer-Outfit gegen eine bunt gestreifte Weste getauscht hat, ist Florian Mecaj auch optisch ganz in der Rolle des Clowns angekommen. Er fängt den Applaus in einer Box, jongliert mit Bällen und Zigarettenkistchen. Zwischen letzteren klemmt er sich scheinbar schmerzerfüllt die Finger ein. Wenn er dabei hinfällt, muss eine Zuschauerin mit einem Küsschen auf die betroffenen Stellen für Besserung sorgen. Und der Clown tritt in einen Dialog mit Jan Bühring, der nicht nur die Pressearbeit für den Zirkus Frank macht, sondern auch als erfahrener und eloquenter Moderator durch die Show führt, wann immer es seine Zeit erlaubt. In einer weiteren Duo-Luftnummer im ersten Teil präsentieren sich Patrick Sperlich und Tochter Merrylou als Piraten in entsprechenden Kostümen an roten Strapaten. Hier ist natürlich der Vater der Porteur, der seine Tochter in den verschiedenen Figuren trägt.


Florian Mecaj, Felicia Frank

Abermals hat Florian Mecaj das Kostüm gewechselt und beschwört nun als “Ali Ben Hassan” die Schlange in seinem Korb. Eigentlich hat er ihren “Kuss des Todes” zu fürchten, doch letztlich ist es das Schuppentier, welches das Zeitliche segnet. Felicia, Tochter von Joschi und Angelique Frank, beeindruckt mit ihrer Kautschukakrobatik auf einer rotierenden Scheibe, begleitet von einschmeichelnder Musik. Dabei nimmt sie unter anderem eine Rose mit dem Mund auf. Ihr kleiner Bruder Alessio amüsiert uns als Nachwuchsclown im Zwiegespräch mit Jan Bühring, während die Requisiten für Florian Mecaj aufgebaut werden. Er lässt in klassischer Weise die Teller auf langen Stäben tanzen. Zwischendrin findet er noch die Zeit, eine Flasche auf einem Mundstab zu fangen, nachdem er den zwischendrin befindlichen Luftballon mit einer Nadel zum Platzen gebracht hat. Und dafür, Löffel von einem Tablett mit gezieltem Schwung in Gläser zu bugsieren. Damit geht es in die Pause.


Melinda Mecaj, Daniel Sperlich mit Alessio Frank und Alejandro Sprlich, Angelique Frank

Den zweiten Programmteil eröffnet Melinda Mecaj mit ihren Balancen auf dem Drahtseil, die sie im Swing-Rhythmus präsentiert, einschließlich Sprüngen und Spagat. Das Spiel mit der roten Federboa um ihren Hals verleiht der Darbietung einen Hauch von Burlesque. Der erwachsene Daniel Sperlich als seriöser Part bringt mit den beiden Kindern Alessio Frank und Alejandro Sperlich die hauseigene Version des berühmten Bienchen-Entrees in die Manege. Auch hier ist der Sketch ein großer Spaß, insbesondere weil sich Alejandro mit seiner Lust am Spiel und seiner umwerfenden Mimik als großartiges komisches Talent erweist. Ganz ernsthaft wird es wieder, wenn Angelique Frank zu “The Show must go on” ihre Luftring-Akrobatik im Theaternebel zelebriert und dabei ihre Kraft, ihren Mut und ihre Beweglichkeit unter Beweis stellt.


Alejandro Frank, Merrylou, Patrick und Daniel Sperlich, Florian Mecaj

Auch bei seiner Interpretation der “Haifisch”-Reprise können wir über das Mienenspiel und den Einsatz von Alejandro Frank nur staunen. Bravo! Von den “Arabischen Nächten” singend leitet Daniel Sperlich zur “Oriental-Phantasie” über, in der er und sein Bruder Patrick Flammen ganz nah an ihren Armen vorbeiführen sowie natürlich Feuer schlucken und spucken. Um sie herum tanzen Angelique Frank und Merrylou Sperlich. Die wunderbaren, hellblauen Kostüme tragen mit dazu bei, dass hier Musical-Stimmung aufkommt. Alessio Franks Popcorn-Reprise führt uns zur Schlussnummer. Dabei zeigt Florian Mecaj sein Können auf der Rola Rola, beispielsweise bei Balancen auf sechs aufeinander gestapelten Bänken oder auf fünf abwechselnd stehenden und liegenden Rollen. Mit der Verpflichtung des Artisten und seiner Frau haben die Familien Frank und Sperlich einen guten Fang gemacht. Die Abschiedsworte teilen sich Patrick Sperlich und Jan Bühring, im Finale stellt sich nochmal das gesamte Ensemble vor. Auf die Präsentation von Tieren wird in dieser Saison erstmals ganz verzichtet, zu groß seien die damit verbundenen Widrigkeiten.

 Viel Wert legen die Franks und die Sperlichs dagegen auf eine ansprechend und zeitgemäß gestaltete Show. In erster Linie verantwortlich für deren Konzeption zeichnet Charleen Sperlich. Flüssig, ohne Längen und Pausen, läuft die ganze Vorstellung ab. Die Akteure sind sympathisch, die Kostüme schön und hochwertig, die Rahmenbedingungen bei Material, Licht und Ton stimmen. Gleiches gilt für die gezeigten Leistungen. So macht Familiencircus wirklich Spaß.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll