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Circus Alessio - Tour 2024
Circus Alessio auf Facebook ; 140 Showfotos

Nördlingen, 10. März 2024: Ein wahres Schmuckkästchen von einem Circus, ein schönes Programm mit vielen Tieren und eine sympathische Direktion – das sind schon drei gute Gründe für einen Besuch im Circus Alessio von André Kaiser und Tina Quaiser. Wir sind bei dem Unternehmen an einem Sonntagnachmittag auf dem großen Festplatz Kaiserwiese in Nördlingen zu Gast. Dort ist man nicht zum ersten Mal zu Gast. Vielmehr strebt die Familie an, im regelmäßigen Turnus die gleichen Stationen anzufahren und sich so – und mit hoher Qualität – ein treues Stammpublikum aufzubauen.

Beim Anblick des Circus Alessio geht uns das Herz auf. In Weiß mit roten Absetzungen sind die Zeltanlagen gehalten. Allen voran das Viermast-Chapiteau mit großer „Alessio“-Leuchtschrift auf der Kuppel sowie Fahnen, Lichterketten und leuchtenden Kronen. Passend dazu sind das Vorzelt und der Eingangspavillon gestaltet. Den schönen Frontzaun zieren Bilder mit klassischen Circusmotiven, das Circuslogo, Laternen und Lichterbögen. Auch die Kasse mit großer Leuchtschrift auf einem Tonnendachwagen bietet einen herrlichen Anblick. Rings um das Gelände gruppieren sich weitere solche traditionellen Wagen wie auch moderne Auflieger. Auch sie sind, mal mit Zeichnungen und mal mit Foto-Motiven aus der Show, wunderbar gestaltet. Im hinteren Teil des Platzes findet in Zelten und geräumigen Freigehegen die – gerade nach heutigen Maßstäben – außerordentlich große und artenreiche Tierschau ihren Platz. Vor der Circusfront flattert eine Reihe großer Flaggen im Wind.


Circus Alessio auf der Kaiserwiese Nördlingen

Und der überaus positive Eindruck setzt sich im Inneren des Chapiteaus fort, etwa beim Artisteneingang. Das weiße Portal mit goldenen Verzierungen und rotem Vorhang schafft ebenso ein festliches Bild wie die Laternen an den Logenbrüstungen. An zwei Reihen bequeme Logenstühle schließt sich die Tribüne an. Mit der Lichtanlage kann die Manege optimal ausgeleuchtet werden.


Aty, André Kaiser

Und so sind eigentlich alle Voraussetzungen geschaffen, um in eine schöne Circusvorstellung zu starten. Leider muss das Direktionspaar André Kaiser und Tina Quaiser jedoch feststellen, dass nicht gespielt werden kann, denn „der Clown ist weg“. Bei der Suche nach einem Kandidaten, der „dumm genug“ ist, wird man bei Requisiteur Aty fündig, der gerade die Logen kehrt. Er tauscht das klassische Livree gegen einen blau-rot karierten Anzug, und am Schminktisch in der Manege verwandelt sich sein Gesicht in das eines Clowns. Klassisch wird es, wenn André Kaiser einen Sechserzug gescheckter Pferde vorstellt. Mit Federpuscheln auf Kopf und Rücken und zu traditioneller Circusmusik absolvieren die Tiere unter der souveränen Anleitung des Direktors sicher die Lauffiguren einer schönen Freiheitsdressur.


Duo Sky, Duo Laforte, Patricia

Es sind nicht nur Familienmitglieder, sondern auch engagierte Künstler, die das Programm des Circus Alessio gestalten. So wurde aus Kuba das Duo Sky gewonnen. Es hat eine außergewöhnliche Quadratperche-Nummer mitgebracht. Das viereckige Metallgestell ruht auf den Knien des Partners. Stabilisiert wird es mit einem Drahtseil, dessen Enden an den Oberseiten der Quadratperche befestigt sind. Die dadurch entstehende, gepolsterte Seilschlaufe hält der Partner mit dem Nacken. Während er sich auf diese Weise kraftvoll in Balance hält, zeigt sie an dem Rahmen quasi Elemente der Luftakrobatik, unter anderem Haltefiguren, aber auch einen Genickhangwirbel. Zwischen den Tricks am Requisit werden mehrfach Elemente der Partnerakrobatik am Boden eingebunden. Den Aufbau des nächsten „Turngeräts“, einer Slackline, überwacht Clown Aty. Das Kind aus dem Publikum, das helfen soll, lässt das Band immer wieder schnalzen, so dass der Komiker mehrfach am Gesäß getroffen wird. Die von ihm gewünschte Autorität seines Auftretens leidet ebenso wie seine Kehrseite. Dass André Kaiser nicht nur ein guter Tierlehrer ist, sondern auch ein guter Akrobat, das beweist er auf der Rola Rola. So erklimmt er eine zweiteilige Leiter mit jeweils vier Sprossen links und rechts, jongliert mit Keulen, erhöht zwischen gewagten Sprüngen die Zahl der Bretter auf der Rolle und balanciert schließlich auf aufeinander gestapelten Bänken. Neongelb-schwarz sind die Kostüme von ihm selbst und seiner Partnerin, die ihm assistiert. Als „Duo Laforte“ tritt das Paar hier gemeinsam auf. In seinem nächsten Auftritt möchte Clown Aty mit Luftballons spielen, die aber beim strengen Eingreifen der Requisiteurin platzen. Zu allem Unglück ist der letzte Ballon wassergefüllt, so dass Aty nass wird. Miss Patricia aus Ungarn beweist an den blauen Seidentüchern unter der Zeltkuppel Kraft und Können, aber auch Charme und Eleganz. Zu einem romantischen Lovesong überzeugt sie mit Posen und Abwicklern.


André und Alessio Kaiser

Als „Deutschlands artenreichste Exotendressuren“ angekündigt wird die Pausennummer. Direktor André Kaiser präsentiert zunächst zwei Zebras, dann jeweils zwei mit Decken geschmückte Dromedare und Trampeltiere in einer gemeinsamen Freiheitsdressur, unter anderem mit dem Gegenlauf. Drei unterschiedliche, exotische Rinder mit großen Hörnern steigen im dritten Teil der Nummer auf Postamente. Quasi das Da Capo bildet der Auftritt des Kängurus, das von Direktionsspross Alessio – dem Namensgeber des Circus – vorgestellt wird. Es ist ein Hochgenuss, wieder einmal eine große Exotennummer erleben zu dürfen, derart tierreicher Circus ist leider längst rar geworden.


Aty und Paty, Beatrice und Tina Quaiser

Teil zwei eröffnen Clown Aty und Partnerin Paty – wir lernten sie bereits als Luftakrobatin Patricia kennen – mit ihrer humorvoll gestalteten Quickchange-Nummer. Beide wechseln dabei mehrfach in Sekundenschnelle die Outfits. Ebenso temporeich geht es weiter, wenn Beatrice Quaiser uns drei größere Hunde und einen kleineren präsentiert. Seilspringen, Reifenspringen, Hürdenspringen, aber auch Kinderwagenschieben und eine Polonaise gehören zum Repertoire. Ihren Solo-Auftritt mitreißend gestaltet hat Beatrice Quaisers Tochter Tina. Im Theaternebel und zu Discomusik lässt sie fünf Hula-Hoop-Reifen um Arme, Rumpf und Beine kreisen. Kostüm und Requisiten fluoreszieren dabei im abgedunkelten Zelt. Am Ende bringt Tina Quaiser ein ganzes Bündel Hula Hoops zum Rotieren. Wieder nicht so ganz nach Plan verläuft es für Clown Aty, als sich bei seiner Tuchzauberei der Stoff in einen Büstenhalter verwandelt.


Duo Sky, Patricia, Aty

Nach der Perchenummer zu Beginn unterhält uns das Duo Sky mit einer weiteren Facette seines Könnens, nun mit einer Rollschuhnummer. Genretypisch rotiert der Partner auf einer kleinen, runden Plattform um sich selbst und hält die Partnerin dabei in allerlei schwierigen Positionen. Selbstredend bildet der Genickhangwirbel den Abschluss. Die ganze Show hindurch ist es einfach wohltuend, Clown Aty beim Kampf gegen diverse Widrigkeiten zu erleben, ohne dass – von dem erwähnten Kind abgesehen – ständig Mitspieler aus dem Publikum benötigt werden. In seiner nächsten Szene will er zunächst einen kleinen Plüsch-Eisbären dressieren, ehe er von einem „Artgenossen“ in XXL-Größe heimgesucht wird. Dieser tanzt den Gangnam-Style. Begleitet von Möwenkreischen und Meeresrauschen erscheint nun eine echte Meerjungfrau auf einem Muschel-Thron in der Manege. Am Netz schwebt sie Richtung Zeltkuppel und legt bei einem kurzen Blackout die Schwanzflosse ab. Nun kann Patricia für ihre Netzakrobatik alle Möglichkeiten der Disziplin nutzen, von einem harmonischen-ruhigen Part mit Posen bis zu einem dynamischen Teil mit raumgreifenden Flügen, Abfaller und Wirbel im Flitterregen. Im Finale schließt sich der Kreis. Aty schminkt sich wieder ab, verwandelt sich zurück vom Clown in den Requisiteur. Doch nun nimmt ihn Tina Quaiser in die Artistenfamilie mit auf, Aty darf Spaßmacher bleiben und muss künftig nie wieder kehren.

Völlig zu Recht viel Applaus gibt es für dieses schöne Programm im herrlichen Rahmen. Wer seinen vor einigen Jahren gegründeten Circus auf den Namen der nächsten Generation tauft, auf den von Sohn Alessio, der vertraut offenkundig auf eine gute Zukunft. Darauf, dass der Circus weiterleben wird. Und wer mit so viel Leidenschaft einen vorbildhaften Circus gestaltet wie André Kaiser und Tina Quaiser, der darf mit Fug und Recht positiv gestimmt nach weit vorne schauen.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll